Leistungstest gleich Leistentest hieß es erst vor einer Woche. Aber der richtige Stresstest für mich, meine Leiste und den Kopf sollte mit dem Tiergartenlauf Nürnberg erst noch kommen.
Nach einer Vielzahl abgesagter Läufe und einem mächtigen Haufen unnötig ausgegebener Kohle blieb in der langen Liste ein Lauf übrig, den es einfach nicht abzusagen galt. Wenn schon in der eigenen Twitter-Timeline die Idee für einen Lauf geboren wird, unterstützt man doch gerne. Die Idee für den Tiergartenlauf Nürnberg hat im Twitterlauftreff gleich einige angesteckt. Liebe Katrin, die richtige Idee zur rechten Zeit und mit den richtigen Bekloppten :-)
Noch während in den letzten Wochen die Leiste, die Adduktoren & Co. zickten war mir klar, zu Not werfe ich <schlechtes Vorbild> eine Schmerztablette ein </schlechtes Vorbild> um mitlaufen zu können. Das allerbeste ist aber, dass ich (grundsätzlich) keine gebraucht habe.
Ein Lauf mit Vorgeschichte
Die letzten Tage freute ich mich wie bekloppt auf den Tiergartenlauf Nürnberg. Montags etwas trailen (leichtes Aua) und am Mittwoch mal wieder 5km in 6er Pace durchgelaufen (kein Aua). Das waren gute Voraussetzungen … also wenigstens bis Donnerstag Abend ca. 20:00 Uhr, als ich beschloss durch unglückliche Zufälle betrunken wurde.
Das ganze ist etwas eskaliert und ich fand mich Freitag Morgen, ca. 12 Stunden vor Start des Laufs in desolatem Zustand wieder. Tja … schöner Mist. Bis Mittags konnte ich wenigstens eine Kleinigkeit essen und nachdem ich Nachmittags Zuhause war, noch eine Stunde schlafen. So ein später Wettkampfstart kann auch ein Segen sein!
Twitterlauftreff vor’m Affenhaus
Zusammen mit der Familie ging es ab nach Nürnberg, der Weg ist wohl bekannt und wir waren schnell vor Ort. Der perfekten Orga des Tiergartenlauf Nürnberg ist es auch zu verdanken, dass ich nicht bei Rock am Ring vorbei gefahren bin, wie ich es sonst getan hätte.
Der Tiergarten ist super praktisch gelegen. Es gibt unzählige Parkplätze um diese Zeit und es galt schnell Katrin zu begrüßen und die Startnummern abzuholen. Dazu gab es ein schickes grünes Shirt. Ich hatte mich aber für Manner-Rosa entschieden, quasi als „Rose im Knopfloch“.
Es gab was zu Essen, typischen Twitterlauftreff-Talk und Blödsinn. Der Nachwuchs (unserer nicht) wurde zum Kinderlauf gebracht und später die Laufwilligen selbst.
Das ist der Zeitpunkt, an dem auch die nächste Eskalation ins Spiel kam. Eigentlich wollte ich ja, ob der Höhenmeter der Strecke, möglichst leicht joggen und habe mich auch weit genug hinten eingereiht. Aber offensichtlich verlernt man ja sowas nicht. Egal wie wenig man trainiert hat oder ob man einen Kater hat. Steht man zwischen den anderen Läufern mit dem Chip am Fuß und der Uhr am Arm, läuft das Automatik-Programm ab, sobald man über die Startlinie läuft.
Ich hatte zwar vor lauter Aufregung vergessen, direkt abzudrücken, aber Anfangs war sowieso recht wenig Platz, viele Meter hab ich also nicht verloren. Ich merkte recht schnell, dass ich zügiger laufen konnte und lief die beste Strategie, die es in so einem Fall gibt. Kontinuierlich schneller und ständig am Überholen.
Die kleinen Anstiege der Strecke hatten es wirklich in sich, aber ich gab mir selbst die Devise aus, dass nicht gegangen wird … komme was wolle, wer so lange nicht läuft schafft das 10km.
Nach der ersten Runde sammelte ich den „Herrn mit dem Hut“ auf, was mich schon verwundert hatte. Bei der zweiten Runde war ich plötzlich auch schon am Herrn Reetz vorbei, alles Dinge, die mich wirklich verwundert haben.
Die dreifach-Runde hat mir damals schon beim Night Run gut gefallen, denn es läuft sich strategisch einfacher. Bergab schön Gas geben und vor den Anstiegen noch etwas entspannen, um gut hoch zu kommen. Die Familie gab kurz vor dem Ziel nochmal einen richtigen Kick. Nachdem ich auf der dritten Runde deutlich früher die Handbremse gelöst habe und mit sensationeller 3:15er Pace über die Ziellinie bin (ich weiß gar nicht, ob meine Uhr jemals so eine Pace … und sei es nur für ein paar Meter … aufgezeichnet hat), fiel mir das Zugspitzmassiv vom Herzen.
Ich war einfach so happy, habe mich aber in Sorge um die Umstehenden (und die Tiere) zusammengerissen, denn am liebsten hätte ich einfach nur alles herausgeschrieen.
Die Zeit ist letztlich egal. 52:22 bei irgendwas zwischen 170 und 200 Höhenmeter ist fast 10 Minuten langsamer als meine PB. Aber ich lief dieses Jahr knapp 50km und bis vor einem Monat eigentlich gar nicht. Die gute Nachricht, die Beschwerden hielten sich in Grenzen und sind heute auch schon verschwunden.
Wie ich mich gefühlt habe? Das Bild spricht hoffentlich Bände.
Ich konnte 52 Minuten unter Druck laufen, ich musste nicht gehen, ich hab keine Pause gebraucht, ich hatte keine Schmerzen … es war einfach der Hammer.
Nach dem vielen Frust, dem Zweifel und alle den Problemen war der Tiergartenlauf Nürnberg eine Offenbarung für mich. Es ist unbeschreiblich … unbeschreiblich!!!
Den einzigen Preis den ich dafür bezahlt habe war, dass ich vom Lauf, von der Strecke, von Tieren und der tollen Arbeit der Helfer so gut wie nichts mitbekommen habe. Ich lief wie im Tunnel und auch im Rückblick habe ich – für mich – alles richtig gemacht. Auch nach der langen Zeit sehr kontrolliert und am Ende All-In.
Pizza zum Abschluss
Der Abend endete mit den super netten Leuten des Twitterlauftreffs und mit weiterer Fachsimpelei und einem tollen Ausklang eines tollen Abends.
Mit meiner Vorgeschichte war ich ganz froh, dass wir Mitternacht zu Hause waren. Im Rückblick meiner bisherigen sportlichen „Karriere“ einer der bemerkenswertesten Leistungen, die ich abliefern konnte.
Es geht eben nicht wirklich um persönliche Bestzeiten, um Top-Leistungen oder Altersklasse-Platzierungen, sondern es geht darum, zufrieden zu sein. An diesem Abend waren sehr viele Leute sehr zufrieden … und das auch völlig zurecht.
An der Stelle nochmals vielen Dank an Katrin (auch für das Titelbild) und das Orga-Team des Tiergartenlauf Nürnberg. Ich würde mich auf eine Neuauflage freuen und wäre gerne nochmals dabei.
Daniel…geil, geil, geil, geil !!!
Es geht wieder aufwärts. Laufen…einfach nur laufen. Wir wären gerne dabei gewesen und vielleicht klappt es im nächsten Jahr. So ungläubig wie das Kind auf dem Titelbild guckt, so gebannt las ich deinen Bericht hier gerade. Ich freue mich so sehr für dich…
Jetzt nur nicht übertreiben…NEIIINNN…nur nicht !! ;-)
Bis zum nächsten Lauf..
Stephan
Alles wird gut – und ganz egal ob ich irgendwann mal wieder länger laufen kann, ich bin auch mit 10km ganz zufrieden.
Übertrieben wird nicht, keine Angst… dass ich nächste Woche zum nächsten 10er angemeldet bin, ist nur Zufall :-)
Na also – willkommen zurück!
Vielen Dank :)
Um es mal mit den Worten eines berühmten deutschen Sängers zu sagen:
„Super geil, Super geil“
Gestört aber geil! :-)
Deinen Bericht habe ich mir mittlerweile schon zweimal durchgelesen und dieses Geil, geil, geil-Bild ist mit Abstand das schönste was ich in letzter Zeit zu Augen bekommen habe. Es drückt alles das aus was man fühlen sollte nach einer Zwangspause – Freude, Jubel, Emotionen. Gepaart mit dem Ballern-Bild vom Header ist …ach lassen wir das… es ist einfach alles geil, das hier zu lesen, zu sehen und sich mit dir zu freuen.- dazu noch der #twitterlauftreff. Herrlich.
Viele Grüße aus Leibzsch, Eric