Man sagt ja, Abwechslung ist gut für Ausdauersportler, denn sie sorgt für neue Trainingsreize und vermindert einseitige Belastungen. Am vierten Wochenende in Folge die vierte Wettkampfbelastung wäre an sich schon genug Abwechslung zum normalen Trainingsalltag, aber 4x ist auch schon wieder eine gewisse Regelmäßigkeit.
Dabei darf man nicht vergessen, dass aktuell alles im Schatten der MSR300 steht, die bereits in einer Woche schon wieder Geschichte sein wird. Eigentlich war die Teilnahme am Sophienberglauf erst gar nicht ernsthaft geplant, immerhin geht es heute in den Urlaub nach MeckPomm. Aber ein Wettkampf am Hausberg und somit quasi vor der Haustür ist eine gute Begründung für ein paar Euro den ganzen Mai voller Wettkämpfe zu packen.
Wenn die Wettkampfmeldung zwingend ist
Die Meldung war also unausweichlich. Nach 3 kommt 4, der WK ist schnell erreicht, es gibt eine Hüpfburg für den Sohnemann und ein Vereinsfest im Nachgang auf dem die geneigte Familie kurz vor der Urlaubsreise einfach zu einem Abendessen kommt und hinterher nicht mal aufspülen muss.
Zudem reagierte die weltbeste Ehefrau der Welt auf die pure Erwähnung des Wettlaufs mit einem „mach doch“. Natürlich sollte der geübte Ausdauersportler wissen, dass hinter eine so flapsig dahingesagten Erlaubnis mehr steckt, aber man ist ja gewohnt vieles für sein Hobby in Kauf zu nehmen.
Mein 2. Sophienberglauf
Allerdings kommt es manchmal anders. Als endlich der Wettkampftag erreicht ist, ist meine Laune nicht die beste. Typisch für eine Woche vor dem Urlaub gab es viel zu tun und ich hatte wenig Zeit für Sport, zudem musste noch gepackt werden. Je näher es auf 18:00 Uhr zuging um so mehr sank meine Motivation.
Als Motivationsspritze diente dann die Idee doch mit dem Rad zum Wettkampf anzureisen. Da war sie also wieder die Abwechslung, denn sowas hatte ich bisher noch nie versucht. Nach einigem hin- und herübergeben entschied ich mich (zum Glück) für mein Mountainbike, da so der direkte Weg möglich war und ich die Laufschuhe anlassen konnte.
Also alles gepackt, umgezogen und mit der Familie einen Plan zum Treffen vereinbart – dann ging es los. Den Weg Laufe ich öfter zum Sophienberg, mit dem Rad sind es 15km und knapp 290 Höhenmeter. Zwei interessante Fakten, die mir bei der Entscheidung dazu wohl abhanden gekommen war. Die Zeit bis zum Ende der Startnummernausgabe lief unerbittlich und das steilste Stück kam erst noch. Anstatt ruhig zu bleiben strampelte ich hoch was mir auf Strava für das Segment sogar einen 10. Rang einbrachte. Danach Rollen lassen, Startnummer holen und bereit machen. Uff…das hatte ich mir anders vorgestellt.
Schnell noch ein wenig einlaufen. Allerdings reagieren meine Unterschenkel erst mal mit Protest und deuten einen Krampf an. Ok, also noch etwas länger einlaufen. Ich blicke mich dabei im Starterfeld um. Letztes Jahr war ich eher durch Zufall 3. der M30 geworden, weil kaum jemand gemeldet war. Diesmal sehe ich deutlich mehr Leute die schnell/fit aussehen. Aber Paltzierungsambitionen habe ich sowieso keine, ebenso wie eine Zielzeit.
So kam es wie es nach dem Startschuss kommen musste, ich lief ziemlich schnell los. Irgendwas um 4:10er Pace und das schon mit Anstieg. Nachdem ich 2014 durch die Hitze und falsche Laufeinteilung kräftig gelitten hatte, bemühte ich mich diesmal um mehr Hirn. Im Nachgang zeigt die Aufzeichnung aber, das es nicht wirklich geklappt hat, bis zum ersten Anstieg war ich zu schnell. Am Anstieg konnte ich mir aber dank der vielen Höhenmeter das Tempo gut einteilen und kam gut mit. Am höchsten Punkt einen Becher Wasser geschnappt und bergab kräftig laufen lassen. Die Erstplatzierte Frau, die bis dahin hinter mir war legte an Tempo zu und entschwand in die zweite Runde.
Ich klatschte am Wendepunkt erstmal meinen Sohn ab und machte mich auf den Weg die Strecke ein zweites Mal in Angriff zu nehmen. Inzwischen spürte ich in meinen Oberschenkeln deutlich die Vorbelastung und habe die 2 Läufer und die erste Dame ziehen lassen um mein Rennen in meinem Tempo zu Ende zu bringen. Der große Anstieg setzte mir beim zweiten Mal naturgemäß mehr zu, so das ich fast hyperventilierend oben ankam. Bis dahin hatten mich zwei Läufer erreicht, mit denen ich letztlich das Rennen zu Ende lief.
Ich bemühte mich auf den letzten 4km das Tempo nochmals zu erhöhen, aber für eine Pace um 4:20 und schneller fehlt aktuell einfach das spezifische Tempotraining. Der Druck aufs imaginäre Gaspedal geht ins Leere und die erhofften Sub60 sind nicht mehr drin. Im Zielspurt kämpfe ich schon mit meinem Magen, aber vor den Zuschauern gebe ich mir keine Blöße. Zwar habe ich garantiert wieder das sterbende Nilpferd Gesicht, werde von einem hochmotivierten Jüngling knallhart überspurtet (Junge die Energie lässt man auf der Strecke!) und taumele mehr ins Ziel als ich laufe…aber trotzdem zeigt die Uhr erstaunliches, was ich aber erst bemerke nachdem ich mich ein paar Minuten hingesetzt habe.
Mein Fazit
Meine Zielzeit beim Sophienberglauf 2015 über die 14km (eher 13,6) ist mit 1:02:26 ziemlich genau 10 Minuten schneller als letztes Jahr. Mein Eindruck vom Start hat sich auch bestätigt, trotz der Steigerung reicht es „nur“ für den 4. Rang der M30. Aber mit dem 16. Platz bei 70 Startern bin ich extrem zufrieden. Also nach zwei HM Bestzeiten das dritte „Bang“ im Mai, irgendwie muss ich ja das mangelnde Lauftraining kompensieren.
Gut vorbelastet wird jetzt aber für die MSR300 getapert und das mit Leib und Seele im Urlaub – wohlverdient nach der Zeit ;-)
Yay! Dann mal ab ins Tapering und mein Heimatbundesland!
Lasst es Euch gut gehen!
Vielen Dank – wir sind jetzt schon zum dritten mal da und es ist jedes mal wieder schön. Warum in die Ferne Schweifen (auch wenn das gute trotzdem fast 500km Entfernt ist).
Viele Grüße
Daniel
Das Abspülen vor dem Urlaub entfällt durch den cleveren Einbau eines Vereinsfestes im Rahmen eines zufällig in der Nähe befindlichen Wettkampfes??? :-)
Das ist in der Tat mal ein ganz neuer Ansatz, den muss ich mir unbedingt merken. Genial!
Viel Spaß im Urlaub!
(Ist wirklich schön da oben!)
Lars
Der Wahnsinn oder … und das allerbeste, ich musste das nicht mal groß begründen, meine Frau war direkt gleich meiner Meinung.
Mit der Begründung kann man auch schnell mal einen Lauf machen, wenn man ein paar Bananen braucht oder wenn Nachmittags gerade mal kein Kuchen da ist ;-))
VG
Daniel