Nun gut, ich werde wohl doch kein Gedicht auf die Stirnlampe anstimmen – jedenfalls nicht im ursprünglichen Sinne des Wortes Ode. Aber so ein kleines Loblied soll das kleine helle etwas, dass Köpfe in der kalten Jahreszeit all zu gerne ziert ist denke ich schon angebracht.
Wobei – noch vor einer Woche gab ich auf Twitter großspurig folgendes bekannt ;-)
Ich weigere mich weiterhin standhaft, meine Stirnlampe aus dem Keller zu holen …
— 42.einsneunfünf (@42einsneunfuenf) September 14, 2013
Aber, was stört mich mein Geschwätz von letzter Woche, immerhin bin ich genau eben dieser Woche schon zweimal in die Dämmerung hinein gelaufen, Freitag Abend konnte ich auch nur noch dank katzengleicher Reflexe vermeiden, dass ich mit beiden Füßen komplett eine ca. 4 Meter lange Pfütze ausschöpfe.
Gute Gründe eine Stirnlampe zu benutzen
Die gibt es allemal, vor allem wenn man sie im Vergleich zu den Alternativen sieht. Die Alternativen sind auf dem Laufband zu laufen, auf beleuchteten Strecken zu laufen, eine Taschenlampe mitzunehmen oder nicht zu laufen.
Sind wir doch mal ehrlich, letzteres wäre besonders blöd. Laufbänder haben nicht alle zur Verfügung ebenso wie beleuchtete Strecken. Zudem haben beleuchtete Strecken relativ häufig einen Nachteil, vor allem in der dunklen Jahreszeit findet man in deren Nähe andere Verkehrsteilnehmer, was die Gefahr für uns Läufer wieder erhöht.
Bleibt vielleicht noch die Taschenlampe, wenn die Laufstrecke dunkel ist. Die muss man allerdings in der Hand halten, wodurch man muskuläre Dysbalancen fördert, zudem wackelt entweder der Lichtstrahl oder man muss sich ganz schön anstrengen um alles ruhig zu halten. Je nach Größe der Taschenlampe könnte man damit auch noch unliebsame Menschen abhalten … aber lassen wir das.
Meine Top 3 Gründe für eine Stirnlampe sind:
- die Hände bleiben beim laufen frei
- die Beleuchtung richtet sich nach der Blickrichtung
- moderne Systeme passen auch in die Jackentasche
Auch die Stirnlampe ist nicht perfekt
Wer sich so einen Beleuchtungskörper an den Kopf pappt muss aber auch mit einigen Einschränkungen leben. Wie beim Auto ist es natürlich besser, wenn die Seh- und die Leuchtachse (Stichwort Nebelscheinwerfer) weiter voneinander getrennt sind. So musste ich letztes Jahr im Nebel spontan einen Lauf umplanen, weil ich in der Nebelsuppe maximal eine Armlänge weit gesehen habe. Dafür gibt es witzige Lösungen, wie die Jacke mit Beleuchtung, allerdings ist so etwas garantiert kein Schnäppchen.
Zudem leuchtet – je nach Modell – so eine Stirnlampe auch nur einen begrenzen Lichtkegel aus, während der am Boden meist einstellbar ist, hat man bei absoluter Dunkelheit an den Rändern des Gesichtsfeldes teilweise nur Schwärze. Das kann bei einem längeren Lauf durchaus auch irritierend sein.
Meine Top 3 Kritikpunkte an einer Stirnlampe:
- die Stirnlampe kann mit Mütze/Kappe in „Konflikt“ geraten
- je nach Gewichtsverteilung schlägt die Lampe auf die Nackenmuskulatur
- die Bewegung des Lichtkegels kann die Augen stark anstrengen
Worauf sollte man bei einer Stirnlampe achten?
Ich selbst habe mich für eine Led Lenser H7R entschieden, wenn ich die Lampe wieder entmottet und wieder in Betrieb genommen habe werde ich auch bald noch einen kleinen Testbericht nachreichen. Im letzten Winter bin ich wohl gut 150km mit der Lampe gelaufen, dieses Jahr werden es einige mehr werden.
Einen kompletten Überblick über den Markt zu bekommen ist meiner Meinung nach schier unmöglich, so unterschiedlich sind die Verwendungsszenarien. Nicht nur Läufer sondern auch manche Mountainbiker, natürlich Wanderer und Tourengeher und auch der normale Hundebesitzer sind Zielgruppe dieses praktischen Teils. Ich habe einmal aus meiner Sicht zusammengetragen, worüber man sich bei der Anschaffung einer neuen Stirnlampe Gedanken machen sollte.
Bauart
Hier kann man grob drei verschiedene Typen unterscheiden. Die Lampe, bei der Leuchte und Batterie eine Einheit bilden und somit auch das Gewicht an der Stirn lastet. Die Lampen bei denen Stromversorgung und Leuchte am Band angebracht sind aber verteilt, Lampe vorne – Strom hinten. Als letzte Kategorie gibt es die „Profi“-Versionen, die vor allem im Bergsport zum Einsatz kommen. Lampen bei denen der Akkupack separat in der Tasche/Rucksack oder an einem Gürtel getragen wird.
Beleuchtung
Inzwischen ist LED quasi Standard, die kleinen Dioden brauchen wenig Strom und erzeugen viel Licht mit einem hohen Wirkungsgrad. Allerdings sollte man beachten, dass es ungeregelte und geregelte Lampen gibt. Die günstigeren Modelle sind ungeregelt und verlieren mit abnehmender Batterie/Akkustärke an Leuchtkraft, sprich die maximal angegebene Leuchtkraft erreicht die Lampe nur mit frischen Stromspendern. Geregelte Lampen haben hingegen eine kontinuierliche Lichtausbeute.
Stromversorgung
Wer nur um den Block läuft oder die Stirnlampe als Backup einstecken hat benötigt natürlich eine andere Standzeit als ein Ultra-Trail-Läufer. Egal ob die Stromversorgung nun mit Batterien oder mit Akkus geschieht, sollte man darauf achten, dass es gängige Typen sind, die man zur Not einfach mitführen oder erwerben kann. Eingebaute Akkus o.ä. sind einfach unpraktisch und führen im schlimmsten Falle dazu, dass man bei Akkudefekt die ganze Lampe entsorgen kann. Für die meisten Läufer sind die o.g. Lampen mit separatem Akku-Pack wahrscheinlich keine Lösung – darum sollte man natürlich vorher die Lampe prüfen, wie viele Batterien gehören hinein, wie verteilt sich das Gewicht und wie lange leuchtet die Lampe. Benutzt man Akkus, sollte man am besten auf moderne NiMH-Akkus mit geringer Eigenentladung setzen. Dennoch ist zu beachten, gerade im Winter kann eine Batterie die bessere Lösung sein, da Akkus bei geringer Temperatur weniger Energie bereitstellen.
Einstellmöglichkeiten
Als Läufer ist man in verschiedenen Geschwindigkeiten unterwegs, wie beim Auto ist es auch beim Laufen sinnvoll „aufblenden“ zu können. Hierbei sollte man darauf achten, dass man die Lichtkegeleinstellungen schnell und einfach vornehmen kann ohne stehenbleiben zu müssen. Ein weiteres Kriterium ist die Festigkeit. Die flexibelste Einstellung bringt nichts, wenn der Lichtkegel beim Laufen Schritt für Schritt nach unten sinkt um dann nachjustieren zu müssen.
In dem Sinne wünsche ich allen Stirnlampenläufern immer eine „handbreit Strom“ in der Batterie und gute Läufe mit der „Grubenlampe“ – dass man auch im dunkeln Laufen kann, wird vielleicht später im Jahr noch mal ein Thema, dennoch bin ich froh eine Stirnlampe zu haben, denn damit beraubt man sich auch einer Ausrede mehr nicht laufen gehen zu können ;-)
Nachtrag: Zwischenzeitlich habe ich auch meine Haus-und-Hof-Lampe etwas genauer beleuchtet ;-)
Vielen herzlichen Dank für diesen informativen Artikel! Ich habe die letzen Jahre tatsächlich meine Laufeinheiten im Winter immer stark reduziert oder auf die Wochenenden gelegt – gerade war ich am Überlegen, was ich dieses Jahr tun soll und habe mich daher sehr über diesen Leitfaden gefreut :-)
Liebe Grüsse
Ariana
Na da bin ich ja gespannt, was Du zu berichten hast. Ich muss ja gestehen, dass ich ca. 50% des letzetn Winter dann in die Stadt ausgewichen bin. Das wird dieses Jahr aber nicht immer klappen, einfach weil ich letztes Jahr nur zwischen 5 und 8km im Winter gelaufen bin.
Viele Grüße
Daniel
Moin!
Ich laufe immer auf beleuchteten Straßen / Radwegen, den Mehrverkehr und erhöhten Nervfaktor nehme ich in Kauf. Für die Passagen zu und von diesen Wegen habe ich eine kleine Taschenlampe, die ich in der Hand trage. Ja, mein Armeinsatz ist suboptimal, aber das ist er auch ohne Taschenlampe.
Diesen Winter überlege ich ernsthaft, auf eine Gruben- äähhh Stirnlampe zurückzugreifen, die von Dir beschriebenen Nachteile halten mich aber davon ab. Danke!
Schöne Grüße von vor der Waterkant
Steffen
Hi Steffen,
dann hat’s ja doch etwas gebracht. Ich bin bei weitem kein „Stirnlampen-Evangelist“ – das Ding ist praktisch, je nach dem wo man wohnt. Wer auf dem platten Land lebt kommt ggf. gar nicht drumherum oder läuft eben x-mal eine beleuchtete 1km Runde.
Ich bin auch froh, dass ich die Wahl habe. Ich habe eine Wendepunkt-Route auf einer alten Bahnstrecke, bis auf 3 Ampeln/Straßenquerungen kann ich so hin und zurück fast 13km laufen, quere ich nochmal 3 Straßen sogar fast 20km – geräumt wird dort auch. Aber hin und wieder freue ich mich auch die Grubenlampe aufzusetzen und mal in die andere Richtung zu laufen ;-)
Auf jeden Fall viel Spaß im Dunkeln – vllt. teste ich ja irgendwann selbst mal die Taschenlampe, bisher erschien mir das zu unpraktisch.
VG
Daniel