Das war ein schlauer Zug, Springer schlägt aktuell direkt niemanden … aber setzt dennoch die Konkurrenz Schach. Eine Pressemitteilung lies gestern verlautbaren, dass die Axel Springer AG eine der Top-Marken auf dem Smartphone-App-Markt erwirbt, nämlich Runtastic.
Auf der Suche nach einem Trainingsportal landet eine Vielzahl an Usern – so wie ich auch schon – genau bei dieser App. Sie ist auf allen gängigen Betriebssystemen verfügbar und wunderbar in Facebook, Twitter & Co. integriert. Wer sich davon überzeugen will, muss nur den Runtastic-Hashtag beobachten, im Sekundentakt posten die User ihre Workouts… und das sind nur diejenigen, die ihre runtastische Leistung mit dem Social-Network teilen:
Über den Grund dieser Investition braucht man meiner Meinung nach nicht lange spekulieren. Runtastic ist wohl ein riesen Datenpaket einer zahlungskräftigen Zielgruppe. Die User besitzen ein Smartphone und sie treiben (meist regelmässig) Sport … und ich bin 100%ig nicht der einzige, der gerne für sein Hobby den ein oder anderen Euro locker macht. Damit kauft der Medienkonzern Axel Springer eine relativ homogene Werbezielgruppe, bzw. deren Daten.
Nun kann man sich ja fragen, warum ich mir genau darüber Gedanken mache? Klar, kein Mensch ist gezwungen Runtastic zu nutzen, die Alternativen sind vorhanden. Es gibt noch viele andere Möglichkeiten, letztlich kann man mit genügend Know-How z.B. auch eine eigene Installation von Runalyze verwenden. Der Grund warum mich das zum grübeln bringt ist mein Blog von letzer Woche … genau mit der Frage, wie viele Daten sammele ich von mir, wie viele verknüpfe ich und bringe sie in die Cloud.
Die Fitness-Tracker-Hersteller Fitbit, Withing & Co. sind alles gleichgelagerte Portale, denen es ähnlich ergehen könnte wie Runtastic. Gekauft von einem Medienunternehmen und verwendet als kaufkräftige Werbezielgruppe. Natürlich sollten wir heutzutage nicht so naiv sein, dass Dinge die kein Geld kosten deswegen kostenlos sind. Aber letztlich gehören unsere Daten uns selbst. Es gibt wahrscheinlich auch jetzt schon Freizeitsportler, die aufgrund einer Abneigung gegen Springer runtastic den Rücken kehren könnten. Ob sie alle ihre Daten mitnehmen können ist die Frage … trotz aller – im o.g. Blog genannten – Zweifel ist mein Lauftagebuch auch ein Zeichen dessen was ich erreicht habe, ich würde es ungerne hergeben wollen (darum ist auch eine Kopie davon inzwischen wieder in meiner Hand).
Drum prüfe wer sich ewig (?) bindet, ob sich nicht was flexibleres findet? Viel Erfolg bei der Suche nach dem geeigneten Ablageort für Trainingsdaten & Co.
Interessante Überlegungen. Ich glaube, man kann sich bei entsprechend großen Unternehmen nie sicher sein, was mit den Daten im Hintergrund tatsächlich passiert. Egal, ob nun eine Springer AG das Ganze offiziell aufkauft oder eben nicht. Die Daten hat man so oder so aus der Hand gegeben.
Andererseits: Was können die schon groß mit den Daten anfangen? Schadet es dem Nutzer?
Einen direkten Schaden trägt letztlich sicher niemand davon – ich persönlich komme mir allerdings manchmal einfach nur auf meinen Geldbeutel reduziert vor (z.B. gab es da eine Umfrage zum Berlin Marathon die eindeutig auf das Konsumverhalten von Läufern abzielte).
Es ist ein zweischneidiges Schwert – mit den Daten die wir hergeben, ermöglichen wir natürlich auch großen Unternehmen ihr Sponsoring zu begründen – ohne Sponsoring gäbe es weniger Laufveranstaltungen.
Wichtig ist aber bei solchen Portalen meiner Meinung nach einfach eine Exit-Strategie zu haben. Wer einmal seine Daten Nike+ überlassen hat kriegt sie z.B. nicht mehr so einfach raus, wenn Nike bspw. die AGB ändert und man nicht einverstanden wäre.