Eine alte Läuferweisheit besagt, man kann nie so viele Laufschuhe haben, dass nicht die Anschaffung eines weiteren lohnen würde. Ich bin mir sicher, so gut wie jeder Läufer wird mir bei dieser alten – nur durch Mund zu Mund Propaganda überlieferten – Weisheit zustimmen. Glücklicherweise bietet die Laufschuhindustrie eine breite Palette an Unterkategorien. Stabilschuhe, Lightweight-Trainer, Natural Running Schuh, Minimalschuh, Wettkampfschuh und eben auch Trailschuhe. Und … da bin ich mir ganz sicher … in irgend einer dieser Kategorien lässt sich eine Neuanschaffung immer rechtfertigen!
Manchmal ist die Geschichte einer Schuhanschaffung aber auch ganz kurz und einfach erzählt. Bisher lief ich trailiges Gelände einzig mit dem Salomon Sense Mantra und alles was Feld- oder Waldweg war mit meinen ganz normalen Schuhen.
Der bevorstehende Urlaub in den Bergen und Stressfrust führten zwei Tage vor dem Urlaubsstart dazu, dass ich in einer Frustshoppingaktion unbedingt noch ein paar Laufschuhe shoppen musste. Leider hat mich der Einzelhandel im Stich gelassen … somit habe ich in Windeseile noch einen Schuh bestellt, der mir auf den ersten Blick zugesagt hat – der Brooks PureGrit 3 sollte es sein.
Glücklicherweise konnte ich am Tag vor der Abfahrt in die Berge noch mein Paket mit den PureGrit 3 aus der nächsten Postfiliale fischen und … Glück gehabt, sie passten!
Brooks PureGrit 3 – ein lang erwartetes Update
Anders als es die Einleitung vermuten lässt, habe ich den Schuh aber nicht wirklich so impulsiv gekauft, wie es sich liest. In meinem Schuhpark befinden sich bereits zwei Paar Brooks PureConnect 2 sowie ein PureDrift. Die Schuhe aus der PureProject Reihe sagen mir generell zu. Relativ geringe Sprengung, dynamisches Laufgefühl, nicht zu stark gedämpft aber auch nicht ganz ohne.
Den Brooks PureGrit 2 hatte ich deswegen schon lange Zeit im Auge, aber letztlich sah ich bei meinem überschaubaren „richtigen“ Trailanteil keine Notwendigkeit einen zweiten Schuh anzuschaffen, weil eben meine Strecken abseits der geteerten Wege auch mit den restlichen Schuhen gut zu bewältigen waren. Wenn man aber schon mal in die Berge fährt und es nur so vor Höhenmetern und Wanderwegen wimmelt … dann auch noch zwei Wochen dort bleibt, warum nicht zwei Paar Laufschuhe mitnehmen.
Darum kam das Update jetzt zur Herbst/Wintersaison des Brooks PureGrit 3 gerade recht. Schon rein optisch schert das neue Design etwas aus dem bisherigen PureGrit-Design aus. Auf den ersten Blick handelt es sich einfach um einen normalen Laufschuh bzw. einen normalen Trailschuh. Schon der erste Griff in die Schachtel macht klar, dass man beim PureProject keinesfalls ultraleichte Minimalschlappen bekommt. Als Läufer relativ leichter und flexibler Schuhe lege ich vllt. auch einen anderen Maßstab an. Dennoch vermittelt die Sohle gleich ein sicheres Gefühl.
Darum geht es bei mir bei Trailschuhen auf jeden Fall. Beim Straßenlauf soll der Schuh die Fußsohlen vor Verletzungen schützen und die Gelenke nicht überlasten, dabei wenig Energie schlucken. Im Gelände ist die Funktion etwas erweitert. Insbesondere in unwegsamen Gelände ist der Sicherheitsaspekt wichtig. Ich muss mich auf meinen Trailschuh verlassen können. Klar, trägt man selbst die Verantwortung dafür, welchen Schuh man trägt – aber der Schuh sollte auch das liefern können, was man erwartet.
Trailschuhe – das Läufer-ESP für unwegsames Gelände
Der Brooks PureGrit 3 bietet mir glücklicherweise genau das, was ich mir erwartet habe. Die 4mm Sprengung sorgen dafür, das man flach und sicher im Schuh steht. Im Gegensatz zu den anderen PureProject-Modellen trage ich den PureGrit 3 deutlich näher an meiner normalen Größe (PureConnect 12, PureDrift 11,5 … PureGrit 3 11). Dennoch sitzt der Schuh nicht zu eng. Das Obermaterial ist angenehm – nur das NavBand das ich auch schon vom Connect kenne hat auch bei diesem Schuh keine (für mich erkennbare) Funktion.
Im Vergleich zum Salomon Sense Mantra macht der erste Fühltest an der Sohle klar, dass hier zwar dank der vielen kleinen Stollen mit Grip in entsprechenden Untergrund zu rechnen ist, aber der Kunststoff ist auch sehr hart. Das wird mich sicher hinsichtlich der Standzeit freuen, aber … das hat sich schon gezeigt, bei feuchten Felsen bedeutet das: erhöhte Vorsicht:!
Für Singeltrails mit Wurzeln und Steinen bietet die Sohle aber einen guten Schutz und ein sicheres Gefühl. Hier hatte ich zu keiner Zeit bedenken, dass ich mich verletzen könnte. Die Zehenkappe bietet auch zusätzlichen Schutz, wenn man mal aus Versehen einen Stein kickt. Der – oben schon angedeutete – Grip hat meine Erwartungen übertroffen. Auch auf vom Regen durchweichten Wanderwegen auf Bergwiesen war stets ein sicherer Tritt möglich – auch bei >10% Steigung/Gefälle ging es sicher bergauf als auch bergab … wobei ich hier erst mal etwas Vertrauen aufbauen musste. Nur eben Felsen können zur Rutschpartie werden.
Und für Mittelgebirgsausläuferbewohner wie mich gilt noch ein wichtiges Kriterium – auch auf Asphalt (auch auf feuchtem) ist der Grip ausreichend und das Laufgefühl akzeptabel. Längere Strecken möchte ich mit dem Schuh auf Asphalt zwar nicht laufen, aber möglich ist es … und es dürfte beim Brooks PureGrit 3 dabei zu keinem extrem hohen Verschleiß kommen.
Neuer Trend – Laufschuhzweckentfremdung
In den Innenstädten fahren immer mehr SUVs – und passend zur outdoor-geschwängerten Riesenkiste werden teurenFunktionsjacken getragen, dazu kommt nicht selten der Salomon Speedcross – ein reinsassiger Trailschuh. Eine komische Konstellation … alles Dinge, die in die Natur gehören aber urban zweckentfremdet werden.
Ganz so schlimm habe ich es nicht getrieben, dennoch habe ich mir im Urlaub die Mitnahme von klobigen Wanderschuhen gespart. Insbesondere, weil es sowieso nicht sehr alpin geworden ist.
So habe ich neben den ersten Kilometern im Laufschritt auch schon einige Wanderkilometer mit dem PureGrit 3 abgerissen. Natürlich ist es keine Überraschung, dass man mit dem Schuh auch gehen kann – dennoch war ich vor allem wegen der bequemen Passform, der durchtrittsicheren Sohle und dem Grip davon überzeugt, dass es auch ein Wanderschuh nicht hätte besser machen können.
Nur eines kann so ein Laufschuh mit dem wunderbar luftigen Obermaterial nicht – wasserdicht sein. Also Achtung, wenn man durchs feuchte Gras läuft.
Mein erstes Fazit zum Brooks PureGrit 3
Im Urlaub lief ich zwar nur knapp 42km mit ca. 2.400 Höhenmetern mit dem Schuh (plus nochmals die Hälfte nochmals dazu als Wanderschuh), dennoch mag ich mir schon ein erstes Urteil über den Brooks PureGrit 3 erlauben. Vor allem, weil ich Terrain erlaufen habe, das ich zu Hause eher selten antreffe.
Bei schwierigeren Untergrund nehme ich weiterhin den Salomon Sense Mantra (nasse Wurzeln und Steine) und längere Strecken muss ich erst einmal testen. Im Gegensatz zum Mantra ist die Sohle nicht ganz so flexibel.
Ansonsten ist der Brooks PureGrit 3 für mich eine wunderbare Alternative zum Salomon-Schuh. Das Obermaterial ist angenehm und die Passform kommt mir, wie eben bei den anderen PureProject-Schuhen, sehr entgegen. Ein sicherer Stand, keinerlei Druckstellen und eine feste Schnürung.
Schön wäre natürlich noch eine Möglichkeit die Schnürsenkel zu verstauen. Sicheres Laufgefühl, schickes Design und angenehmes Tragegefühl – für mich als Trailläufer ohne extreme Anforderungen ein alltagstauglicher Schuh. Ich bin gespannt zu welchen Trailabenteuern er mich … ähm verleiten wird.