Eigentlich wollte ich schreiben: „Laufziele, hat jeder“ – aber ich traue mich nicht, immerhin gibt es im Netz so viele Leute die ganz klar versichern, dass sie nur des Laufens wegen laufen.
Nun könnte ich ja spitzfindig sein und behaupten, dass das auch ein Ziel wäre, aber ich einige mich mit mir selbst auf die Aussagen: „Laufziele haben viele Läufer“.
Nicht, dass ich fände nur Läufer mit festgezurrten Zielen wären irgendwie toller, oder glücklicher oder was weiss ich – aber ich habe in meinem Leben für mich gemerkt, dass ich Ziele brauche. So ein Ziel hilft beim träumen, so ein Ziel ist Ankerpunkt der eigenen Motivation, ein Ziel fixiert die eigenen Bemühungen auf bestimmte Augenblicke die sich bei Erfolg einfach genial anfühlen können. Darum mag ich Ziele, auch wenn ich die Schattenseiten kenne … überambitioniert ist eine Vokabel die mir dazu einfällt oder auch manchmal ganz klar unrealistisch.
Anfänger und Laufziele – das passt gut zusammen!
Lassen wir doch mal den Genußläufer aussen vor und betrachten den Anfänger. Wie soll sich der denn aufraffen, wenn er keine Ziele hat? Die ersten Läufe genießt wahrscheinlich eher keiner, sondern Ehrgeiz, Willen und eben auch Ziele sind notwendig den Körper so weit in Schwung zu bringen, bis man plötzlich fast von selbst (also ich meine… von der Motivation her gesehen) läuft.
Gerade als Anfänger „leidet“ man selbst aber unter sehr eindimensionalen Zielen. Als Couchpotatoe ist man ja froh, überhaupt erst mal eben jenes Möbelstück verlassen zu haben um den (eventuell) etwas schwabbligen Körper in Bewegung zu setzen. Vorher war der Wochenumfang bei 0km, die Laufdauer bei 0 Minuten und die Motivation bei 0-Bock. Letzteres ändert sich und an irgendwas möchte man sich eben messen. Auch wenn gerade Einsteigerpläne Laufminuten angeben (was ich als sehr sinnvoll erachte), geht es doch hauptsächlich um eins. KI-LO-ME-TER!
Taugen Wochenumfänge als Laufziele? Für einen Anfänger eher nicht – aber das interessiert auch noch nicht, am Anfang ist man doch froh überhaupt zu laufen und zu sehen, wie die Zahlen nach und nach mehr werden. Mir ging es nicht anders!
Und mal ganz ehrlich … Nichtläufer interessiert doch nichts anderes. Wie oft wird man schon gefragt, wie schnell man die 10K läuft. Für jemanden der es noch nicht getestet hat sind die 1:05:00 genau so irre, wie für mich eine Zeit von 0:40:00 obwohl Welten dazwischen liegen. Ich musste sogar feststellen, dass das Wissen über die Marathonlänge (und Viertel- und Halbmarathon auch) nicht so fest in der Gesellschaft verankert ist wie gedacht. Fragen wie „Und wie weit war das noch?“ höre ich immer wieder.
Es kommt nicht nur auf die Länge an!
Nun habe ich so tolle Bücher gelesen wie Born to run, das sehr appetitanregende Eat & Run oder auch (trotz absolut dämlichen und unpassendem Titel) Lauf oder Stirb. Man kann schon erkennen, dass mich das ganze Thema (Trailrunning und Ultralauf) interessiert – aber extreme haben auch ein hohes Faszinationspotential.
Als ich in den Büchern geschmökert habe fühlte ich das Bedürfniss irgendwann mal auch „weit“ laufen zu können. Es war nicht lang sondern eher weit. So ein 100km Lauf auf einem Rundkurs wäre nichts für mich, sondenr wenn schonn dann irgendwo ankommen. Klar war mir, dass ich für das weit einen langen (haha) Weg gehen muss, aber die Faszination ist da.
Nachdem ich nun fast 1 Jahr laufe und somit auch eine Portion Realismus in meinen Zielen angekommen ist, die o.g. Ziele einfach zu vage um mich am Laufen zu halten. Ich habe beruflich mit Zielen zu tun und kenne die Wirkung eines wohldosierten Ziels. Also habe ich mir einfach ein Jahreskilometerziel gesucht. Ich war vorsichtig genug (immerhin war ich 2013 auch schon ein paar Wochen krank) aber im Gegensatz zum Schnitt aus 2012 habe ich eine Schippe drauf gelegt. Zufrieden kann ich sagen: alles im Lot!
Da dieses Ziel aber vor allem durch Geduld zu erreichen ist, kam irgendwie dann doch noch die Geschwindigkeit dazu. Ja, warum auch nicht, passend zu einem Laufevent, so lange es vernünftig ist.
Neben dem „Traum“ des weit irgendwohin Laufens, oder eine bestimmte Strecke in einem bestimmten Tempo laufens habe ich aber noch mehr Gedanken um die Lauferei.
Sei es die Wettkampfdistanz (also z.B. HH-Marathon 2015) oder bestimmte Läufe, der Wunsch Höhenmeter leichter zu überwinden und der Spaß daran mehr Trail zu laufen (was mir wirklich Spaß macht). Daraus ergibt sich dann noch ein Mischmasch, bestimmte Strecken zu erkunden oder Laufprojekte z.B. einen Wanderweg der Umgebung in Ettapen zu laufen… und und und. Wie man sieht Laufziele ohne Ende!
Ich hab ein Ziel – holt mich hier raus!
Nun hab‘ ich so viele Wünsche und einige Ziele, so dass ich gar nicht mehr weiß wo ich denn eigentlich wirklich hin will. Wenn ich erhlich bin, dann bin ich wie mein 3-jähriger Sohn und möchte eigentlich alles. Mein (naja fast) erwachsenes Gewissen, macht mir natürlich klar, dass ich maximal von allem ein wenig haben kann, aber ich glaube aktuell ist es auch das was mir am meisten Spaß macht.
Mal überall etwas aus dem Töpfchen naschen, aber kein ganzes Gericht verspeißen. Manche Dinge lassen sich verbinden und wieder andere „ergeben“ sich einfach aus fleissigem Training. Das für mich wichtigste Ziel ist eigentlich immer das nächste, also aktuell der Halbmaraton am Sonntag, danach ist erst mal wieder Training angesagt (mit 2 Testwettkämpfen) aber dann trainiere ich eben auch auf Trails und teile die Stückchen des Wanderwegs etwas kleiner … und ehe ich mich versehe hab ich die o.g. Laufziele in der Tasche und 1.001 neue Flausen im Kopf .
Hi,
du hast Recht. Gerade als Anfänger braucht man ja irgendwas, an dem man sich hochziehen kann. Ich bin 2012 zum Beispiel 100mal gelaufen. Das habe ich mir am 2.Januar ausgedacht und am 31.Dezember habe ich das Ziel erreicht.
Für 2013 habe ich mir dann eine ganz kleine Steigerung auf 1000km als Ziel gesetzt, war aber übermotiviert und habe mich somit kaputttrainiert.
Ich habe also mein „Ziel“ nun kürzlich so „umformuliert“ (stimmt nicht, das steht eigentlich noch aus), dass ich erstmal meine Muskulatur so fit mache, damit ich danach laufend richtig angreifen kann. Heißt dann auch Trail-Strecken 30km+ anzugehen.
Dabei geht es mir um den gesamten Körper. Bislang habe ich nur das Laufen gekannt (bei 100 von 366 Tagen irgendwie auch klar), jetzt soll es eben abwechslungsreicher, dadurch natürlicher, dadurch langfristig besser werden!
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Das mit den Wanderwegen kenne ich ja auch. Ich finde es aber auch gut, wenn man etwas träumt … alles andere wäre ja auch irgendwie langweilig. :-)
Hallo Daniel,
bin soeben eher zufällig über einen Kommentar bei einem anderen Blog auf Deine Seite gestoßen. Lustig, wir sind uns läuferisch sehr ähnlich! Vielleicht hast Du ja Lust auf meinem Blog mal nachzulesen was ich meine – für einen Kommentar wäre das wohl zu lang.
Du hast völlig Recht – über Ziele habe ich auch neulich geschrieben , ohne die kann ich auch nicht gut. Das was Du da oben geschrieben hast, würde ich auch unterschreiben wollen! :-)
Viele Grüße,
Thomas
Hi Thomas,
ja du hast Recht, da gibt es wirklich einige Parallelen. Ich hab Dein Blog auf jeden Fall schon mal in meinem Feedreader verewigt, die Idee mit den 42,195km bei 42,195 Jahren finde ich übrigens Klasse.
VG
Daniel