Manchmal ist das Blogger-Leben schon komisch. Neben dem Heldenlauf hatte ich nämlich noch einen Blog, den ich schon längst geschrieben hatte wollen… oder so. Aber erst wieder keine Zeit, dann hat er nicht gepasst… und heute? Heute passt er wieder ganz gut, nicht in der ursprünglichen Form, aber mit dem Thema.
Es geht um Lust & Laune beim trainieren, denn auch dieses mal bei der Vorbereitung auf den Berlin Marathon hat die Unlust zugeschlagen. Zum Glück nicht, weil ich Schmerzen hatte oder Probleme wie letztes Jahr … aber die Luft war raus. Am Trainingsplan kann es nicht liegen, denn Steffny ist im Gegensatz zu Greif wirklich locker. Oft ging es eher darum wie ich überhaupt so langsam laufen kann.
Aber auch dieses Jahr kam das Leben dazu. Der Job, die privaten Verpflichtungen und die Dinge die mir einfach wichtiger sind. Rad gefahren bin ich kaum in der Vorbereitung obwohl ich Lust gehabt hätte – aber alles miteinander geht nicht. Dennoch habe ich ziemlich viele Trainingseinheiten abgespult – bis die Luft raus war.
Das ist immer der Zeitpunkt wo ich mir die Frage stelle, ob mein Leben mit derartigen Vorhaben einfach nicht in Einklang zu bringen ist? Einerseits habe ich natürlich 2 Jahre nach dem Greif Jahresplan trainiert, aber der hat den Vorteil, dass man – wenn man länger nach Plan trainiert – auch öfter mal was ausfallen lassen kann. Da war ich auch nicht sehr konsequent, habe nur so viel ausgetauscht oder ausfallen lassen, dass der Einstieg in die nächste Einheit gerade so noch geht.
Am Plan selbst kann es nicht liegen … am Marathon? Hm – der kann ja nix dafür, der verlangt eben nur nach besonderem Training. Das besondere Training fixt viele Leute an und lässt sie brennen. Sie laufen sonst unplanmässig und fackeln dann 12 Wochen lang die Intervalle ab und laufen jeden Longjog wie aus dem Bilderbuch.
Ich hab mich nicht gefreut sondern mir eher gedacht, naja … 10 Wochen hältst Du das schon durch. Hab ich ja auch – aber ohne viel Lust auf das Training. Haken setzen … weitermachen.
Seit dem Berlin Marathon habe ich die Zügel gelockert, nach einer Woche Pause (wieder bedingt durch Verpflichtungen) mache ich aktuell was ich will … obwohl ich ja in Frankfurt nochmals Marathon laufen will.
Ich sehe es als Experiment. Ich habe mir heute – beim laufen – und eigentlich schon länger, Gedanken gemacht, was ich eigentlich will. Ich habe keine Zeitambitionen. Zurückgeworfen durch die Leisten-Probleme kann ich keine, aber auch gar keine meiner Bestzeiten knacken. Ob ich das wieder kann … keine Ahnung. Laufen wie vor der weichen Leiste geht ja auch nicht mehr, also scheidet dieses Ziel aus.
Und lang? Für lang muss man lang trainieren, kostet lang Zeit und muss lang in die Woche eingeplant werden. Dauerhaft schwierig.
Mein Ziel ist, in der Lage zu sein ohne spezifische Vorbereitung an bestimmten Wettkämpfen und Events teilnehmen zu können, dort nette Leute zu treffen und Spaß zu haben. Spaß kann auch bedeuten, dass es etwas weh tut und ich leiden muss. Aber Spaß heisst finishen und sich nicht verletzen.
Und warum fällt mir das heute ein? Weil ich diese Woche mal gemacht hab, was ich wollte. Letzten Sonntag lief ich die alte Strecke, die ich vor dem Umzug gelaufen bin. Am Montag Treppen und Trails in der Gegend, am Mittwoch fuhr ich MTB, am Donnerstag hab ich ge-zwift-ed und am Freitag lief ich meine Standardrunde. Und heute – heute hab ich mir etwas erfüllt, was ich schon lange machen wollte. Nachdem die beste Ehefrau der Welt grünes Licht für heute gab, fuhr ich zum ersten mal für einen Nicht-Wettkampf mit dem Auto zu einem Lauf.
Dieses Jahr habe ich mir kein „Projekt“ erfüllt. Ideen sind immer da … der Ultra um Bayreuth auf dem R-Weg, mit dem Crosser über mehrere Fichtelgebirgsgipfel usw.
Aber ich wollte auch schon lange einfach im Fichtelgebirge laufen. Nicht wie bei #OchsenK30 hinlaufen, sondern herumlaufen. Das habe ich heute gemacht.
Ich manövrierte mein Fahrzeug nach Bischofsgrün und parkte am Wanderparkplatz. Nachdem ich alles was ich dachte zu brauchen in den Rucksack gepackt hatte, ging es gleich mal gut 160 Höhenmeter nach oben zum Gipfel des Ochsenkopf.
Danach ging es über den Goethefelsen und die Weißmainquelle direkt bergab. Die Wanderer sehen dort wohl selten Trailrunner – die haben heute alle Bauklötze gestaunt. Über Karches und nach Querung der B303 ging es erstmal im Stechschritt kräftig bergauf, auf den Trails laufe ich gerne auch wenn es steil wird, aber auf Waldautobahnen komme ich recht langsam vorwärts.
Das zweite Ziel war der Nusshardt-Gipfel. Dort gab es etwas zu trinken und ein tolles Panorama. Blick vom Ochsenkopf zum nächsten Gipfel, den Schneeberg.
Oben angekommen sah ich schon die graue Wolke direkt auf mich zukommen. Ein Riegel und etwas trinken später und schon wurde es noch kälter. So richtig lange hab ich es da oben nicht ausgehalten. Ich hab schnell noch die Handschuhe angezogen, dann ging es bergab. Auch nicht zu unterschätzen. Das nächste Ziel war der Haberstein.
Danach ging es weiter bergab, zurück nach Karches wo ich nach Querung der Bundesstraße den Weißmaintalpfad Richtung Bischofsgrün nahm. Ein richtig krasser Trail, der bei dem nassen Wetter wirklich nicht ohne war. Teilweise besteht er nur aus Wurzeln, dann wieder aus Steinen oder … am schlimmste für meine Sense Pro … nassen Holzstegen. Dennoch konnte ich hier fast durchgängig laufen.
Hier hilft kein überlegen, hier muss das Rückenmark die Steuerung übernehmen, jeder Schritt sollte sitzen und wo das nicht geht, geht man besser. Es hat einen Mord Spaß gemacht, aber auch mächtig Power in den Beinen gekostet. Ein Traumtrail!
Dann galt es noch bei der Bischofsgrüner Skisprungschanze zu queren und langsam Richtung Auto aufzubrechen. Bergauf waren die Muskeln schon beleidigt, aber geradeaus und bergab war Lauftempo weiterhin drin. Das freute mich schonmal.
Die Uhr zeigt hinterher 2:36h Laufzeit an, unterwegs war ich 3:11h … also fast so lang wie für den 30er den ich hätte heute laufen können. Dafür hatte ich eine Menge Spaß, hab mir einen lang ersehnten Wunsch erfüllt, war in toller Natur unterwegs und war hinterher einfach nur seelig mit dem Sportsonntag.
Die Strecke hatte 766 Höhenmeter und der Durchschnittspuls macht klar, ich bin nicht gewandert.
So sollte ein Hobby eigentlich sein und das zu können, was ich heute gemacht habe, kommt meinem Ziel schon ganz nahe, denn das kann auch nicht jeder. Ich bin sicher nicht mehr so Top trainiert wie letztes Jahr, vielleicht komme ich da auch gar nicht mehr hin, aber ich habe so wie ich aktuell sportle viel Spaß. Ich habe den Blick auf den Frankfurt Marathon, lasse das Training aber nicht alles bestimmen und mache noch andere Dinge.
Nach dem Marathon werde ich meine OffSeason (die es ja gar nicht geben kann, wenn man keine Season hatte) nutzen um wieder mit Krafttraining anzufangen, denn auch das hat letztes Jahr viel Spaß gemacht.
Mein Ziel in Zahlen ist, so langsam wieder an 10h Sport (laufen, radeln, Kraft, Stretch, Mobility usw.) pro Woche hinzukommen – und der Dezember wird wieder Streak-Sport-Monat. Das hat mir letztes Jahr sehr gut getan und kann dem Ziel nur helfen.
Erlebnis vor Ergebnis … auch im Training.
So soll es sein…Sport sollte Spaß machen. Ich befinde mich zur Zeit auch in einem Tief…sowohl in sportlicher aber auch in privater Hinsicht. Es kann nur bergauf gehen…und bergauf ist bekanntlich gut und macht Laune. ;o)
Ballern wenn man Bock drauf hat..
Soll ich dir was sagen Daniel? Das ist genau das was du machen solltest! Lauf wie du lustig bist, lauf wo du Lust hast. Wenn dann solche Bilder bei rauskommen, dann ist das meiner Meinung nach deutlich mehr wert als sich in Berlin oder Frankfurt zu einer Bestzeit zu quälen. :)
Solche Läufe wie dieser machen dich nach und nach stärker, so wirst du auch nach einer Weile in der Lage sein immer mal einen Marathon zu laufen ohne dabei einzugehen. Wenn dir irgendwann mal wieder danach ist, dann fügst du eben wieder spezifisches Marathontraining hinzu.
Ich habe das glaube ich in den letzten Wochen vor Berlin schon angemerkt, dass mich diese strukturierten Einheiten zermürben. Sie schnüren ein enges Korsett in meiner Freizeit, das ist wohl auch der Grund warum mich das stört. Ich treibe gerne Sport, ich bin gerne draussen und ich gehe gerne an meine Grenzen – aber mein Job erfordert viel Planung und Zeiteinteilung … diese exakten Vorgaben blockieren mich im Kopf.
Nun bin ich natürlich auch ein Schluri und trainiere nach Lust und Laune sicher nicht so intensiv wie nach Plan … allerdings mache ich das dann deutlich häufiger und kann im Nachgang dann bessere Leistungen bringen während ich auch mehr Spaß habe.
Eigentlich ganz einfache Gleichung.
Schließe mich meinen beiden Vorrednern an. Well done.
Äh..ich glaube ich komm dann mal vorbei – sieht nach super Trails aus! Manchmal braucht es keine Ambitionen, um Spaß zu haben und trotzdem was zu erreichen. Ich denke sogar, dass Erfüllung und Freude im Vordergrund stehen sollten, der Rest (Verbesserungen, Erfolge etc) kommen von alleine. Gerade im Trailrunning-Bereich. Ultradistanzen lassen sich auch mit einer guten Grundlagenkondition super laufen. Da passen dann auch 80-100km pro Woche, so 2-3 Wochen lang, ehe man wieder runterschraubt. Mir haben bspw. zwei 50er in meiner kompletten Laufkarriere ausgereicht, um meinen ersten 90km Ultra zu finishen. Wenn man nicht auf Zeiten aus ist, dann kann man auch Ultras laufen und man wird mit jedem zufriedener, stärker und sogar schneller :D
Ach, ist das schön zu sehen, zu lesen, zu überhaupt. Der Spaßfaktor steht im Vordergrund und so sollte das auch sein. Die Strecke , die Berge, du, alles sieht nach Spaß aus. Da hat man direkt Bock drauf mit einzusteigen, die Schuhe zu schnüren und zusammen auf den Ochsenkopf zu laufen und jede Menge Spaß dabei zu haben. Danke für diesen Beitrag :)
Warum haben wir, oder zumindest die meisten, mit dem Sport begonnen? Weil wir etwas Freude neben der Arbeit haben wollten und uns dabei auch etwas bewegen. Das das alles mit der Zeit und den entsprechenden Leuten ausartet, konnte ja keiner ahnen. Aber jetzt ist es Zeit sich genau darüber Gedanken zu machen, damit man den Spaß nicht verliert.
Ich denke allerdings, dass ich bei einer Veranstaltung nur dann richtig Spaß haben kann, wenn ich gut vorbereitet bin. Denn wenn ich mich unter Schmerzen quälen muss, dann habe ich keine Freude daran. Daher würde ich eventuell die Ziele ein wenig runter schrauben, bei denen man keine 100-120 km in der Woche absolvieren muss.
Solltest Du in Frankfurt starten, wünsche ich Dir dennoch viel Freude ohne großes Leiden!
Hi Patrick – ich kann mir schon vorstellen, dass es nach aussen so aussieht, als hätte ich keinen Spaß, allerdings gehe ich ja in dem Wissen in solche Veranstaltungen, dass ich nicht optimal trainiert bin, sprich die Erwartungen sind ganz andere.
Genau diese machen ja Probleme, wenn ich vor lauter Wettkampf-Geilheit die mangeldne Vorbereitung ausblende um dann volle Kanne gegen die Wand zu laufen.
P.S. 100-120km bin ich noch nie gelaufen ;-) … und wird auch nicht so schnell passieren.