Ich hab‘ ja schon lange keinen so richtig blogmässigen Blog mehr geschrieben finde ich. Deswegen hat mich ja Flo im Schnaufcast sicher auch 47x darauf angesprochen. Aber so ein wenig kehrt hier schon eine kleine Regelmässigkeit ein.
Heute will ich mal wieder was loswerden, so richtig mit Message und Grund dafür ist der Beitrag von Isabell der sich – wie man es eben in einem Laufblog so macht – mit dem Laufen, den Beweggründen und der Einordnung des ganzen beschäftigt.
Darin geht es unter anderem um einen Slogan, denn eine recht frische Laufsportstreetwarecoolesaumarke (oder so) auf ihre Klamotten patscht. „Run till death“
Ich gebe zu, es gab in meinem Leben mal einen Zeitraum wo ich das super gerne angezogen hätte (in schwarz), aber da bin ich nicht gelaufen. Ich kann den Gedankengang der Laufspatzin gut verstehen und auch die Frage die sich daraus ableiten lässt. Wie verbissen um Himmelswillen sollten Hobbyläufer ihren Sport denn wirklich sehen.
Nun ist ja jeder seines eigenen Glückes Schmied. Man muss ja auch immer ein Stück weit aufpassen, was man sich so wünscht – letztlich könnte es in Erfüllung gehen. Schon allein deswegen finde ich „Run till death“ einfach nur blöd. Und weil das meine Meinung ist muss ich das nicht begründen.
Was ich aber gerne begründen möchte ist der Blogbeitrag, denn die Idee gefällt mir viel besser. Leider lässt sich das aber nicht so martialisch auf ein Hoodie drucken und vermarkten.
Aber „Run til I want no more“ empfinde ich als das coolere Ziel. Hier und heute und jetzt finde ich das vielleicht bemerkenswert so lange zu laufen um (hoffentlich im höheren Alter) laufend ins Gras beißen zu können … aber das soll doch bitte nicht mein Lebensmittelpunkt sein. Ich will meine Lebensplanung nicht einem Hobby unterordnen.
Wir hier alle – und damit meine ich potenziell alle die dieses Blog hier lesen – ordnen sowieso schon sehr viel dem Laufen unter. Gerade wenn man dann noch so selbst ein Blog führt, Bildchen auf Instagram postet und eine größere Twittertimeline macht läuft man ein Stück weit ja auch für die Öffentlichkeit. Ich habe mir die letzten Monaten mal die Freiheit herausgenommen hier das Blog etwas einstauben zu lassen, aber irgendwo war ich immer noch ein wenig präsent.
Klar liegt das daran, dass ich super coole Typen über die Kanäle kennengelernt habe und den Kontakt nicht abreißen lassen möchte nur weil es in meinem Leben mal wieder stressig ist, aber man schreibt kein Blog, man podcastet nicht, man instagrammiert nicht für sich allein. Wir wollen eure Aufmerksamkeit (OK ein paar wollen noch Testprodukte, Werbegelder und Freistarts).
Da erachte ich es als meine Pflicht als Verantwortungsbewußter Mensch, mir den o.g. Slogan hinter die Ohren zu schreiben. Quasi die Achtsamkeitsformel für die Lebensplanung mit dem Laufsport. Ich möchte nicht um jeden Preis immer laufen, aber ich bin froh es zu können.
Blicke ich ein Jahr zurück hatte ich den Diagnostizierten Leistenbruch der mich ausser Gefecht gesetzt hat.
Hätte ich zu dem Zeitpunkt den Sportmedizinern (!sic) geglaubt die mir lapidar sagten, dass ab Anfang/Mitte 30 Joggen sowieso nicht mehr so geht, oder dem Orthopäden der mir quasi den Anfang der Hüftarthrose diagnostizieren wollte (zu unrecht)… dann würde ich wohl heute nicht mehr laufen.
Aber heute – hier und heute – kann ich es. Ich bin zufriedener, glücklicher, gelassener, stärker denn je! Anfangs wollte ich um jeden Preis laufen „Run till death“ eben – jetzt will ich einfach nur ich sein, laufen so lange ich Lust darauf habe.
Ich lief letzte Woche 82km mit knapp 2.000 HM für mich beides Rekord, ich laufe regelmässig, ich laufe nach Plan, ich laufe ohne #mimimi, ich packe alles in meinen vollen Terminkalender und ich habe volle Unterstützung meiner Frau. Ich bin nicht immer happy damit wie meine Tage laufen, aber ich laufe wieder. So viele Höhenmeter wie noch nie und beinahe so viel wie im Rekordjahr 2015.
Ich bin Achtsam mit dem was ich tue, ich höre in meinem Körper. Ich messe sogar die HRV per App und mache mir jeden Tag Gedanken, welche Trainingseinheit aus der Woche passt. Bin ich beruflich im Schwarzwald ziehe ich die hügeligen Sachen vor, wenn ich müde und kaputt bin streiche ich die Einheit und ich mache regelmässig kraftorientiertes Yoga wenn es zum Trainingsplan passt.
Na, hättet ihr das gedacht ihr Zweifler? Alle die mir sagten, ich werde schon sehen was ich davon hab zu laufen. Kaputte Knie, kaputte Hüfte, überhaupt alles kaputt. Dabei ist gar nichts kaputt. Ich habe mich noch nie so Ganz gefühlt. Nicht wegen dem Laufen sondern weil Laufen wieder ein Teil von mir ist.
Und wenn ich mal wieder nicht mag, dann mag ich eben nicht – dann fahre ich Rennrad, Crosser oder Mountainbike, mache mehr Yoga oder Krafttraining oder mal nix … und die Welt dreht sich dann genauso weiter, wie zu dem Zeitpunkt als ich mit dem Messer zwischen den Zähnen den Greif-Plan durchgezogen habe. Da war ich „run till death“ … aber unzufrieden, ständig unzufrieden … schnell aber unzufrieden.
Besser ist aber glücklich und zufrieden sein, Sport machen wie man möchte, sich daran erfreuen und voll bei der Sache zu sein.
Als kleines Goodie hab ich ein paar Fotos mitgebracht, was ich so in den letzten 2 der ersten 4 Wochen ZUT Trainingsplan erlebt habe. Vielleicht verdeutlicht das nochmal mein Motiv, weswegen ich das tue, weswegen ich von knallharten Tempovorgaben und Drillseargents geheilt bin … ich will laufen so lange ich möchte und aktuell möchte ich.
Momentan bin ich viel unterwegs, wenn es klappt versuche ich die entsprechende Einheit so zu legen, dass ich laufen kann und dass das Hotel möglichst nahe am Trailgebiet liegt. Geht nicht immer, aber wenn es klappt hab ich schon zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Momentan fehlen mir etwas Homeofficetage, sprich ich sitze meist noch lange Abends am Rechner – in diesem Wissen räume ich mir, wo es klappt, nach dem Heimkommen etwas Zeit ein. Im Homeoffice versuche ich das sowieso, aber der Plan ist bei Zeitdruck schnell gekippt, hier heisst es sich gegenüber standhaft bleiben. Wie oft hat man dann die richtige Idee und arbeitet dann locker weiter.
Mir geht es ganz genauso. Ich glaube das Wichtigste ist, daß man auf seine innere Stimme hört. Damit meine ich natürlich nicht den Schweinehund, aber ich erkenne inzwischen sehr gut, wann mehr Belastung dem Körper eher schaden würde und man eben auch mal ein Trainings-Programm vereinfachen oder überspringen muss. Das mit den kaputten Knien usw. habe ich auch von so vielen gehört, aber wenn man auch sich achtet kommt man auch mit hohen Jahresleistungen gut durch eine Saison.