Vor etwas mehr als drei Monaten schrieb ich hier vom „Ziel der Ziele„, dem Zugspitz Ultratrail 2017 und meiner Teilnahme auf der Supertrail Distanz. Davon wie scharf ich auf dieses eine Ziel sei und wie sehr es mich antreibt an die Zugspitze, an den ZUT, an das Event zu denken. Damals war das für mich das KickOff für den Trainingsplan.
Zum Thema Trainingspläne gibt es hier in meinem Blog schon das ein oder andere zu lesen. Mal von der langfristigen Greif-Planung abgesehen, einen Zielwettkampfplan habe ich in meiner „Laufkarriere“ bisher selten bis zum Ende geführt, irgendwann gab es unüberwindbare Differenzen. Irgendwie werde ich wohl aber auch älter, vernünftiger oder was auch immer. Diesmal war das Teil meines Ziels, den Plan nehmen, ihn für mich so flexibel wie möglich zu gestalten aber dennoch dran zu bleiben.
Ich blicke also zurück auf fast 3,5 Monate spezifisches Training. Auch so eine Premiere. Mein Leben hat mir in den letzten Jahren immerhin oft genug gezeigt, dass das kein Zeitrahmen ist, in dem ich mir mal eben jede Woche locker ca. 10h Trainingszeit nehmen kann. Aber ich schrieb damals auch vom sportlichen Feuer, das plötzlich wieder in mir brannte. Nicht nur etwas tun, anmelden und dann hinfahren, finishen weil man es tut … sondern für das Ziel ZUT Supertrail brannte ich. Mal mehr, mal weniger… aber ich blieb bei der Sache.
Was dieses Jahr passiert ist, habe ich auch erst nach und nach für mich realisiert, etwas halfen mir die Stravistix Auswertungen, die gezeigt haben, dass ich bisher weder so weit noch so viele Höhenmeter gelaufen bin.
Damit schlage ich in der Distanz meinen Greif-Trainingsplan im Lauf-PB-Jahr 2015 und sämtliche Bemühungen Höhenmeter zu laufen bei weitem. Dazu kommt noch die gute Ausgangsposition die ich mir mit Langlaufen und anderen Dingen vor dem Plan erarbeitet habe. Dafür blieb dieses Jahr das Radfahren quasi komplett auf der Strecke. Ich mag gar nicht darüber sprechen. Aber so ein Ziel mit Vehemenz zu verfolgen, kostet eben … nichts im Leben ist umsonst!
So ging es die letzten Monate dahin, ich habe mir Anfang der Woche überlegt in welcher Reihenfolge ich die Trainingseinheiten absolviere und wie ich sie unterbringe. So lief ich Rund um Runde auf meinen Hometrails, lief im Kreis und unter Augen von Spaziergängern die 5. Hügelintervallwiederholung. Ich lief mit voller Ausrüstung durch die Stadt um Überland zu laufen. Ich lief mit Flo Rund um Bayreuth, ich lief von mir Zuhause zum „Heimatberg“, ich lief zum ersten mal von mir Zuhause zu meinem Elternhaus, ich lief auf den Ochsenkopf. Ich entdeckte auf meinen Dienstreisen neue Trails und spulte die ab, ich lief im Schwarzwald Höhenmeter um Höhenmeter. Ich absolvierte Doppeleinheiten am Wochenende, ich absolvierte mit der Grandiosen-KCHNCRW den METM, lief eine Woche darauf den WKEL, danach eine Fabelpace (für mich) beim Wings for Life Run, dazu holte ich mir beim Tiergartenlauf eine leichte Zerrung im linken Oberschenkel (schlau so ohne warmlaufen) und erlief Kilometer um Kilometer.
Mental und körperlich habe ich mich so nahe wie möglich an mein Ziel gebracht, trotz Familie, trotz Job, trotz Müdigkeit, trotz Verpflichtungen. Nach dem Arbeitstag vom Hotel aus noch loslaufen, Morgens noch laufen weil es Abends nicht geht, die langen Einheiten irgendwie am Wochenende unterbringen damit alles klappt, Radbegleitung mit der Family. Ich hatte oft genug keine Lust, weil ich einfach ausgelaugt war.
Im Training habe ich ein ziemlich krasses Projekt, das ich persönlich sehr gefordert hat, ausgedeichselt. Ich war bei unserer Hausmesse Standmanager und weiß seit diesem Trainingsplan – das ich per HRV dokumentiert habe – das manche Arbeitswoche fordernder ist, als eine intensive Trainingswoche. Ich weiß, dass meine HRV nach stressigen Wochen am Samstag erstmal absackt, weil die Anspannung loslässt und ich weiß, dass mit dieser Ausgangssituation ein Training für einen alpinen Ultratrail nichts ist, was man geschenkt bekommt. Nichts ist, was vom Himmel fällt. Nichts ist, das immer Spaß macht.
Es ist Kampf, Arbeit … man muss sich wohl auf lange Sicht durch so etwas einfach „durchsturen“. Diesmal habe ich es geschafft. Ich habe nicht nachgegeben. Ich habe mich nicht demotivieren lassen, wenn eine Einheit ausgefallen ist und ich bin einfach nicht gelaufen wenn es mir nicht gut ging.
Dafür habe ich viel gelernt, darüber was ich gerne mache, was ich antreibt, wie ich langfristig meine Ziele besser erreiche. Ich habe gelernt, dass weniger intensives Training für mich besser ist. Ich habe gelernt, dass ich 90km schmerzfrei pro Woche laufen kann. Ich habe gelernt, dass gehen wenn man gehen muss kein Zeichen von Schwäche ist. Ich habe viel Freude gehabt mit allen virtuellen und realen Sportfreunden, die mich auf diesem Weg begleitet haben.
Egal ob Regen oder Sonne, ob kalt oder warm … ob Schnee oder nicht. Der ZUT kommt, Übermorgen stehe ich in Leutasch an den Start. Ich werde die längste Distanz meines Lebens laufend unter die Füße nehmen. Ich habe mein Ziel erreicht, dabei geht es gar nicht darum ob ich ins Ziel komme – auch wenn ich das sehr will – sondern, dass ich bis hier und heute gekommen bin. Das ich für mich sicher bin, das Ziel erreichen zu können – das ich so viele kleine/große Schritte auf dem Weg gegangen bin.
Ich freue mich auf den ZUT, ich freue mich viele nette Leute wiederzutreffen und ich freue mich auf diese eine große sportliche Herausforderung! Let’s go!