Während die ersten Tage des neuen Jahres schon verstrichen sind und vielleicht schon ein guter Anteil der Vorsätze gebrochen sind, habe ich heute in einem Trainingsbuch etwas interessantes über Ziele gelesen.
Die Motivation zum Jahreswechsel etwas besser/neuer/schöner/schneller zu machen ist ja eigentlich gar keine richtige Motivation. Es ist vielmehr ein externer Impuls den so viele Menschen nachkommen und der eben genau so schnell verschwinden kann, wie er gekommen ist.
Fernab vom 1.1. fangen Leute nach Jahren oder Jahrzehnten an Dinge zu verändern. Dabei geht es nicht immer nur um Sport. Es geht um Lebensgewohnheiten, Essen, Trinken, Zeitplanung, Arbeit. Irgend etwas in den Menschen bewegt sie dazu. Auch hier kann es Impulse von außen geben, aber die entfachen im Regelfall eine Flamme die erst langsam glimmt und irgendwann mehr und mehr brennt.
So läuft es doch im Regelfall… frei nach dem Motto „die größten Kritiker der Elche, waren früher selber welche“ wird der Konvertit auch hin und wieder zum Extremisten. Der Ex-Raucher wird der militanteste Nicht-Raucher, der Burger-Prophet wird zum Asket und der Couch-Potatoe zum Bewegungsfanatiker.
Aber mit dem neuen Leben ist es nicht ganz so einfach, eine Gewissheit die ich selbst kenne und die ich heute erst wieder beim schmökern in einem Trainingsbuch bestätigt bekommen habe. Viele Anfänger haben Angst, wenn sie pausieren – wenn sie verletzt sind – wenn sie nicht ständig mehr Kilometer abreißen – wenn sie nicht schneller laufen – wenn das Gewicht wieder steigt… steht plötzlich das alte Leben vor der Tür. Das führt dann zu zu hartem Training, zu hohen Umfängen, zu wenig Regeneration … einfach zu viel eben.
Wie schon angedeutet – das ist mir ziemlich gut bekannt. Lange Zeit plante ich die Laufeinheiten nur nach der absoluten Pace. Ein- und Auslaufen gab’s nicht… macht ja langsamer. Intervalltraining – ohne mich, Gehpausen verzerren meine Geschwindigkeit. Dann die Sache mit den Umfängen. Reduktionswochen brauchte ich keine, das Jahresziel war ja in Gefahr. Und jetzt die Verletzungspause und schon steigt das Gewicht.
Glücklicherweise habe ich inzwischen gelernt, dass weder durch Ein- und Auslaufen noch durch Gehpausen oder mehr Regeneration aus mir wieder eine 114kg-Couchkartoffel wird. Allerdings sind die Lektionen, die man dafür braucht unnötig schmerzhaft.
Die Verletzungspause ergab ja auch eine Menge Zeit zum nachdenken, zum analysieren und zum suchen von Auslösern. Einer davon ist genau diese unbegründete Angst vor dem alten Leben und den alten Gewohnheiten.
Das schöne ist, das man lernen kann. Auch nach der Verletzungspause war ich noch in der Lage meinen Quadratmarathon hinzubekommen. Auch wenn es sich nicht so anfühlt laufe ich schneller, mehr und besser als vor einem Jahr und auch wenn man es kaum glauben mag, auch das angestiegene Gewicht bringt mich nicht aus der Spur, denn inzwischen geht die Tendenz wieder nach unten. Letztlich kann man nur gewinnen, wenn man seine alten Gewohnheiten hinter sich lässt und die Motivation von etwas anderem kommt, als der Angst wieder dick/doof/faul oder sonstwas zu werden.
In dem Sinne… auf in eine neue Laufsaison, bald geht’s los!
Sehr schön zusammengefasst. Dem ist im Prinzip nichts hinzuzufügen. :-)