Mein Motto für den Altmühltrail 2014, ein Lauf der zum ersten Mal überhaupt ausgetragen wurde, war von Anfang an klar. Auf ein Wort gekürzt sollte es ein Genusslauf werden. Es gibt viele Gründe für die Genusslauferei, einige sind z.B. der HM auf Tempo vor einer Woche oder die zwei Tempoeinheiten unter der Woche. Nicht zu vergessen, den Frust den ich beim Metropolmarathon mit nach Hause geschleppt habe. Dazu noch eine Wetterprognose von um die 30°C und ein Streckenprofil mit etwa 400 Höhenmetern auf gut 22km. Also … easy, locker, tolle Landschaft und Strecke – Genusslauf eben.
Nur wie Geschmäcker sind eben Genüsse auch eine recht individuelle Angelegenheit. Das hat sich sicher auch der Läufer gedacht, den ich im Ziel mit einer E-Zigarette gesehen habe. Jedem Tierchen sein Plaisierchen. Es soll auch Menschen geben, für die ein 80km Ultratrail ein Genuss ist, also – Genuss ist, was man selbst draus macht.
Altmühltrail 2014 – Anmeldung, Anfahrt & Co.
Der Altmühltrail 2014 war gleichzeitig die Premiere. Das Team um die Organisatoren des Brombachsee Marathon hat ein besonderes Event auf die Beine gestellt. Einen Landschaftslauf mit Trailanteil, der direkt nach den Läufern von Wanderern unter die Füße genommen wird. Laufen und Wandern in einer Veranstaltung. Interessante Geschichte und es scheint zu funktionieren, es waren wohl über 350 Leute am Start, ca. 200 davon waren Läufer.
Vom Lauf selbst habe ich per Facebook erfahren, allerdings war der Stand auf den größeren Veranstaltungen im Raum Nürnberg präsent. Ich selbst habe u.a. bei „Rund um die Altstadt“ in Nürnberg als auch beim Metropolmarathon das Promo-Zelt erblicken können. Es ist schon reizvoll bei der Erstausgabe so einer Veranstaltung dabei zu sein, zumal hier durchaus Profis am Werk sind, dazu aber gleich mehr.
Die Strecke verbindet die beiden Orte Weißenburg und Treuchtlingen – so wie ich es gesehen habe unter Nutzung mehrerer Wanderwege. Um vom Ziel und der Ausgabe der Startnummern in Treuchtlingen nach Weißenburg zu kommen, gab es als Teilnehmer des Altmühltrail 2014 eine Fahrkarte für die Bahn. Der VGN war damit Hauptsponsor und wichtigstes Beförderungsmittel zum Start.
Der Lauf selbst fiel mit den 29,00 EUR die ich bezahlt habe, eher zum oberen Preissegment. Mit dem oben genannten Ticket konnte man allerdings nicht nur zwischen Ziel und Start mit dem Zug fahren, sondern auch anreisen. Sprich wer im großen VGN-Gebiet wohnt spart sich das Auto. Für mich wäre das aber keine Option gewesen. Um 6:00 Uhr im Zug zu sitzen … an einem Sonntag. Nein Danke – ich bin schon so verrückt genug, da hab ich mir ein bischen mehr Zeit gegönnt und bin locker mit dem Auto angereist.
Anfahrt war kein Problem. Das Stadtschloss in Treuchtlingen war gut zu erreichen, Parkplätzen ausreichend vorhanden. Im Schloss gab es dann die Startertüte – traditionell voller Papier aber auch mit zwei 0,33er Getränkeflaschen und noch etwas Kleinkram. Als Goodie gilt/galt die Startnummer auch noch für einen 2,5-stündigen Eintritt in die Altmühltherme. Also – relativ hohe Kosten, aber auch ganz OK was man dafür geboten bekommt. Die Chipzeitnahme hätte man sich bei so einem Event sicher sparen können, es gab eh nur eine Bruttozeit und so viele Läufer kamen zu keinem Zeitpunkt gleichzeitig an. Aber inzwischen ist das sicher auch ein Marketinginstrument um Läufer zu gewinnen.
Mein Altmühltrail 2014 – sprinten, fahren, trailen
Nachdem ich meine Startertüte abgeholt habe um mich im Auto gar fertig zu machen, ging es auch schon auf den Weg zum Bahnhof in Treuchtlingen, wo ein Zug die Läufer nach Weißenburg zum Start bringen sollte. Das Wetter war bereits traumhaft, aber auch sehr warm – also packte ich die Wasserflasche aus dem Starterbeutel gleich mit ein und marschierte am Ziel vorbei der erstklassigen Ausschilderung hinterher. Es war wirklich so gut wie alles ausgeschildert.
Auf halber Strecke bin ich wie vom Blitz gerührt – alles hab ich einstecken, nur die Laufuhr nicht. Im Kopf wäge ich noch kurz ab … Genusslauf braucht keine Uhr gegen Datensammeltrieb. Der Datensammeltrieb gewinnt und aus dem lockeren Spaziergang zum Zug wird ein ziemlich hartes einlaufen mit Tempo zum Auto und direkt wieder zum Bahnhof. Ganz so beeilen hätte ich mich nicht müssen, der Zug steht noch 5 Minuten am Gleis. Naja, aber warm war ich immerhin.
Im Zug selbst, sah es aus wie eine Klassenfahrt in neonfarbenen Polyester. Überall bunte Läufer die nur drauf warteten in die nächste Stadt kutschiert zu werden. Die Dame der Deutschen Bahn hat auch ihren Job fein säuberlich gemacht und das Ticket, das den Startunterlagen bei lag, brav bei allen (!) kontrolliert – nicht das sich da ein Schwarzfahrer in die grellbunte Masse geschmuggelt hat, die Startnummer alleine galt nicht, der Zettel musste her.
Nach nicht mal 10 Minuten hielt der Zug schon wieder und spuckte einen bunten Haufen Läufer auf den Weißenburger Bahnsteig. Dazwischen auch schon einige Wanderer die nach den Läufern auf die Strecke durften. Vom Bahnhof nutzten einige die ca. 1km lange Strecke zum einlaufen. Tja, die waren wohl im Gegensatz zu mir vorhin schon rechtzeitig im Zug. Ich ging lieber ganz locker, es sollte ja erst noch los gehen.
Weißenburg selbst, bzw. deren Einwohner waren wohl auf eine Herde bunt gekleideter Typen, die in einer langen Schlange vom Bahnhof zum Start liefen nicht vorbereitet. Die Blicke verrieten ähnliches. Rechtzeitig konnte ich noch die Toiletten aufsuchen und mich wieder auf den Weg zum Start machen. Dort passte mich gleich Matthias (@dreisportler_de) ab. Wir hatten uns vorher bei Twitter über den Altmühltrail ausgetauscht, also eine prima Chance sich persönlich zu treffen. Immerhin hatten wir beide die Devise Genusslauf ausgerufen – das klingt ja schon nach einer gemeinsamen Basis ;-)
Punkt 9 Uhr erfolgt der Startschuß und die gut 200 Läufer machten sich noch auf Asphalt auf den Weg zum Altmühltrail 2014, wenigstens so lange bis wir Weißenburg verlassen haben. Am Anfang staut es sich noch und erst mal müssen ein paar Walking-Stöcke überwunden werden. Aber wer kein Zeitziel hat, kann auch mal locker starten und muss nicht auf Druck langsamere Läufer überholen. Dabei waren wir vor allem noch langsam genug für ausführlichen Sportler-Smalltalk.
Small wurde aber nach etwas mehr als 2km die Luft, denn kaum war die Stadtgrenze erreicht ging es ziemlich schnell ziemlich hoch. Auf Kilometer 3 gingen 100 Höhenmeter noch ziemlich locker durch, wobei der erste Anstieg gleich mal Anlass für eine Gehpause war … aber auch die Profis gehen, nur eben richtige Anstiege und nicht so Kindergarten, aber dazu ist ja so ein Einsteigertraillauf auch gut geeignet.
Oben angekommen geht es erstmal auf einer geteerten Straße leicht abschüssig weiter. Gut genug um das Tempo leicht aber unbemerkt anzuziehen. Da wir uns ja nur auf Genusslauf aber auf kein Tempo geeinigt haben, ist auch die Tempoverschärfung auf den nächsten Kilometern noch Genuss. Gerade am Anfang geniesst man ja so vieles.
Es folgt auch schon die erste richtige Trail-Passage. Ein richtig feiner Singletrail mit Wurzeln, zwischen Bäumen – schöne Streckenwahl. Ich merke, dass meine Trainingsstrecken durchaus gutes Revier für Trailtraining sind. Nach und nach erhöhen wir das Tempo bis bei KM 6 tatsächlich 4:59 auf der Uhr steht. Aber bisher läuft alles ganz locker.
Nun folgt der landschaftlich, meiner Meinung nach, schönste Teil. Erst ein Trail durch den Wald und dann am Waldrand schlängelt sich die Strecke durch die Landschaft. Wiese, Schotterweg bis zur zweiten Verpflegungsstation.
Das Tempo ist zwar zügig, aber noch ist Genuss das Motto. Nach wenigen Metern Asphalt geht es gleich wieder auf einen Schottertrail durch hüfthohe Brennesseln. Nach einem kleinen Downhill verläuft die Strecke weiter auf einem Schotterweg ohne Schatten. Hier wird es schon richtig warm, aber es bleibt an dieser Stelle eben. Noch!
Das Höhenprofil zeigt einen zweiten Zacken und der folgt direkt – erst noch ein Stück Asphalt und dann geht es auf einem Waldweg kräftig nach oben. Die Zahl derer, die laufen wird immer weniger – aber auch hier an dem Anstieg kann man mit Lauftempo kaum Zeit gutmachen.
Oben angekommen gibt es wieder eine Verpflegungsstation – wie auch an allen anderen Stationen nehme ich mir Wasser für mich und kippe mir wegen dem Wetter auch noch mindestens einen Becher drüber. Aber ohne Druck steht es sich eben auch leichter an der Verpflegungsstation … laufen und trinken kann ich ja eh nicht.
Weiter geht es im Wechsel aus Schotter, Trail und Waldwegen – wieder ein weiterer Aufstieg und schon ist die nächste Verpflegungsstation erreicht. Inzwischen läuft es sich schon nicht mehr so einfach, aber die Strecke ist weiterhin abwechslungsreich, was den Lauf trotzdem weiterhin gut machbar erscheinen lässt.
Nach einem Trailstück geht es wieder leicht bergab, um sich zu erholen. Inzwischen ist es schon sehr warm, vor allem dort, wo kein Schatten zu sehen ist. Am vorletzten Anstieg geht es wieder im Gehtempo und oben wird wieder erfrischt. Danach geht es abwärts nach Dittfurt. Völlig überraschend geht es einen knackigen Downhill nach unten, statt der Treppenstufen nehme ich den Weg daneben – für mich einfach leichter zu laufen.
Im Ort angekommen folgt eine ziemlich langweilige Asphaltpassage über einen Radweg. Insgesamt zwei Kilometer über ebene Wege in der Sonne. Fast verlässt mich die Motivation, aber so kurz vor dem Ziel wird nicht gekniffen – schon gar nicht, wenn man eh zu zweit läuft.
Für Abwechslung sorgt dann der letzte Anstieg, der so knackig ist, das selbst das Gehen nach 20 Kilometern kräftig in den Waden und Oberschenkeln zieht. Oben angekommen stürzen wir uns auf den letzten Downhill Richtung Treuchtlingen, kreuzen die Altmühl und laufen Richtung Ziel. Nach knapp 2 Stunden und 5 Minuten ist das Ziel des Altmühltrail 2014 erreicht und die Zufriedenheit ist groß.
Genuss oder nicht Genuss, das ist hier die Frage
Eigentlich war ich der Meinung, das wir ganz locker gelaufen sind – aber da war ich wohl erst mal allein der Meinung ;-)
Durch das hohe Tempo von @42einsneunfuenf war es ein harter Lauf am Limit. Danke dafür. #Altmühltrail
— Matthias Mayer (@dreisportler_de) 6. Juli 2014
Da sieht man mal, wie sich das mit dem Genuss unterscheidet … nur das ich eben keine E-Zigarette rauche, sondern behaupte 22km mit 400 Höhenmetern bei fast 30°C wären Genuss. Ja ich weiss, wenn ich das so schreibe, klingt das irgendwie komisch.
Aber mal vom Anstrengungslevel abgesehen, war es dennoch ein Genusslauf – eine wirklich tolle Strecke und die Laufbegleitung durch Matthias hat vor allem beim (relativ) drucklosen Laufen Spaß gemacht. Allein wäre ich wohl deutlich zu schnell los und hätte keinen so angenehmen Lauf verbuchen können.
Mein Fazit
Alles in allem hat mir der Altmühltrail 2014 sehr viel Spaß gemacht. Auch wenn der Trailanteil wahrscheinlich bei ca. 30% liegt, ist die Strecke abwechslungsreich genug. Viel Wechsel zwischen Feldwegen, Wiesenwegen, Schotterstrecken und natürlich auch Asphaltstrecken – aber sehr ausgewogen. Die Strecke ist sehr gut ausgeschildert – selbst mitten im Wald gibt es kaum Zweifel wo es lang geht. Eines sollte man aber klarstellen, hier ist das „Trail“ in Altmühltrail eher eine Marketingangelegenheit, die sicher einige Nicht-Trailer angezogen hat. Klar es braucht Einsteigerveranstaltungen, das Höhenprofil für die Strecke war nicht ohne, aber für Trail war es zu viel Waldautobahn und Asphalt.
Auch die Verpflegungsstationen waren ausreichend und gut ausgestattet. Das einzige was mich etwas irritiert hat war, dass im Ziel nirgendwo eine Zielverpflegung zu sehen war. Es gab zwar (warmes) Wasser, aber nirgendwo etwas zu beissen. Wirklich Schade, da ich eben auf der Strecke nichts essen mag – auch wenn es dort Bananen, Melonen & Co. gegeben hat … Zuhause habe ich aber noch gesehen, dass im Starterbeutel ein Gutschein für eine Halbe war, nun gut. Für die Startgebühren allerdings schon ein Wermutstropfen.
Viel zu mäkeln gibt es nicht und darum werde ich sicher nächstes Jahr die zweite Auflage des Altmühltrail in die Planung aufnehmen… und da ich die Höhenmeter gut weggesteckt habe (diesmal deutlich in den ersten 50% angekommen) ist der nächste (richtige?) Trailwettkampf vielleicht gar nicht mehr so weit weg.