Wer einen Lauf gewinnen möchte, sollte schneller sein als alle anderen… sozusagen früher dran. Dazu bietet der Sprichwortschatz eine Menge bunter Bilder. Zum Beispiel geht es um Federvieh und Würmer, oder güldenen Zahnersatz am Morgen. Dabei stellt sich mir allerdings schon die Frage, ob früh dran sein wirklich immer so sinnvoll ist.
Da sich bei mir dieses Jahr (ok, zugegeben wie jedes Jahr) die vielzitierte Besinnlichkeit in der Vorweihnachtszeit nicht einstellt, habe ich einfach den inneren „Skip-Knopf“ gedrückt und wenigstens hinsichtlich der inneren Einstellung Weihnachten einfach übersprungen. Und was kommt nach Weihnachten? Genau … nach der Völler- kommt die Böllerei. Damit sollen traditionell nicht nur böse Geister sondern auch die Schweinehunde vertrieben werden. Immerhin wird erst geknallt was das Zeug hält, dass die armen Schweinehunde Reißaus nehmen … und gleich darauf werden die irrwitzigsten Vorsätze gefasst, dass eben dieser Schweinehund vor lachen gleich kehrt macht und den Vorsatznehmenden gleich wieder an die Leine nimmt.
Damit mir das nicht passiert, bin ich eben auch früher dran. OK … nicht ganz freiwillig, sondern verletzungsbedingt. Inzwischen macht das Knie wieder 10km Runden mit. Um die Form nicht komplett einzubüßen habe ich eben aus der Not eine Tugend gemacht und laufe aktuell jede Runde soweit möglich als Qualitätstraining.
Ich habe somit die letzten Wochen versucht so „gut“ wie möglich zu trainieren, mein Kraft-Defizit aufzuholen und auch den kurzen Lauf so sinnvoll wie möglich zu nutzen, mit dem Ergebnis, dass ich mich aktuell richtig gut fühle! Weil die Form in den Pausenwochen so schnell verschwunden war, wollte ich etwas dagegen tun – anscheinend war es das richtige. Ich kriege meine Knieprobleme in den Griff und kann förmlich den Kraft- und Ausdauerzuwachs von Lauf zu Lauf spüren.
Letztlich dachte ich, für mein Marathon-Training muss ich an meinem Fundament arbeiten. Das ist richtig, nur habe ich die falsche Ebene als mein Fundament angesehen. Mein Trainingsstand fußt eben nicht auf dem Umfang, den ich erhöht habe – sondern an der Kraft, an den körperlichen Möglichkeiten. Auch da ist nicht alles Schwarz/Weiß … aber vielleicht besteht mein Fundament eben aus einem Umfangs-Betonboden der durch die Körperkraft verstärkt wird.
Was will man mehr, wenn man seine Vorsätze schon vorzeitig erreichen kann … so wurde eben aus der Not die Tugend und ich habe einen Weg eingeschlagen, der mir ermöglichen wird, mein Marathon-Training sinnvoll zu starten. Diesbezüglich bin ich aktuell wieder ganz optimistisch.
Nächste Woche folgt wieder eine kleine Steigerung. Wenn es klappt möchte ich wieder 4x laufen – 3x kürzer (um die 7km) und ein mal länger (dann vielleicht 12-14km). Das schöne ist, dass ich aktuell so brenne… dass mir selbst eine 7km-Runde ein irres Grinsen ins Gesicht zaubert – und verglichen zu 2012 ist mein diesjähriger Dezember beinahe schon Rekordverdächtig. Letztes Jahr hatte ich 3 Wochen lang Erkältungspause im Dezember – und dennoch habe ich wieder vernünftig ins Training gefunden. Alles eben zu seiner Zeit.
Das hört sich sehr schön an – ich finde es toll, wie Du aus den vermeintlichen Schwächen/ der Verletzung eine Stärke machst!
Es ist definitiv so, dass ein Sportler nur so stark ist, wie seine schwächste Seite – sei das nun die Technik, die Ausdauer, die Kraft oder die Beweglichkeit.
Liebe Grüsse
Ariana
Da hast Du es auf den Punkt gebracht – wobei sicherlich die wichtigste Frage ist, wie man eigentlich heraus bekommt, wo man die größte Schwäche hat. Ausdauer kann man spüren, Technik kann man von einem Außenstehenden gezeigt bekommen und die Athletik … sollte man warten bis man sich verletzt?
Aber ich muss mir ja nur an die eigene Nase fassen … denn über den Sommer gab es genau 0 Minuten Krafttraining, da wundere ich mich ja selbst nicht über das, was passiert ist ;-)
So sieht es aus Ariana.
Ich habe das zu lange ignoriert. Theoretisches Wissen ist ja schön und gut, aber irgendwann muss man dann auch einfach mal damit anfangen den Rumpf, den Rücken, die Brust, den Bauch, die Sehnen und Bänder in den Beinen und die Ernährung zu bearbeiten, zu trainieren, anzupassen, zu verbessern ..
Mir geht es mittlerweile primär gar nicht mehr um das Laufen. Ich habe verstanden (glaube ich!), dass das eher ein Zusatzprodukt ist. Ich muss meinen Körper als Solches wieder in die Spur bekommen. Ansonsten wird das mit dem Laufen auf Dauer einfach nichts werden.
Und man muss nicht nur damit anfangen… sondern auch damit weiter machen. Das schwierigsten an solchen Veränderungsprozessen ist ja, dass man sie konstant hält. Hat man mal die Dehnübungen, das Worklauf, den Lauf als Gewohnheit auf dem Kasten … dann wird das ganze zum Selbstläufer. Wenn man aber alle paar Wochen von vorne anfängt, ist es schwierig.
Ich drück‘ Dir auf jeden Fall die Daumen, dass Du Deinen vorgezogenen Neujahrsvorsatz nachhaltig umsetzen kannst!
VG
Daniel