Als Hobbyausdauerathlet hat man es schwer wenn man mit seinem Umfeld über vernünftiges Verhalten sprechen möchte. Nicht selten hat man da einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten. Ich weiss wovon ich spreche, musste ich doch erst vor kurzem vor meiner Familie rechtfertigen, warum ich 168km mit dem Rad fahren will wenn das Maximum bisher gut 110km waren – und das noch eine Woche nach einem leichten Infekt.
Aber tief im Hobbysportler wohnt die Vernunft …
Der Begriff Vernunft bezeichnet … die Fähigkeit des menschlichen Denkens, aus den im Verstand … erfassten Sachverhalten universelle Zusammenhänge in der Welt durch Schlussfolgerung herzustellen, deren Bedeutung zu erkennen, Regeln und Prinzipien aufzustellen und danach zu handeln.
Den größten Teil der Definition bekommen wir alle irgendwie gebacken, nur die letzten vier Worte machen uns das Leben schwer. Sind wir doch mal ehrlich, unser Verstand erfasst ziemlich genau wie viel wir trainieren, wie hoch die Umfänge sind, wie viel Pause oder Ausfall vorliegt, wie viel Stress anliegt und und und.
Im obigen Fall war ich mir über all den Irrsinn den ich treibe bewusst, habe Schlussfolgerungen aufgestellt und danach gehandelt, nämlich das ich das hinbekomme.
Jetzt drei Wochen später sieht die Welt wieder anders aus. Der Maintal-Trail steht an. 28km / 600HM … auf dem Papier – oder besser gesagt in der Ausschreibung erschien mir das ganz machbar. Immerhin hätte ich mich sonst voller Vernunft nicht angemeldet.
Inzwischen ist einiges an Zeit vergangen und bekanntlich war ich die letzte Zeit nicht sonderlich fokussiert. Für so einen Lauf sollte man wohl trainieren, wenn schon nicht man dann ich. Mein längster Lauf von 25km liegt schon eine Jahr zurück, der letzte Lauf über 20km (22km) mehr als 8 Wochen. Höhenmeter habe ich zwar im Urlaub genügend absolviert, nur auch das ist lange her.
Somit gilt auch in diesem Fall – von Training kann keineswegs die Rede sein. Seitdem der dritte Versuch zu einem Longjog Sonntags aufzubrechen gescheitert war, kamen leichte Zweifel auf. Erst verregnet, dann verschlafen und letzte Woche Zwangsabbruch wegen allen möglichen Dingen. Heute sollte also die finale Freigabe her. Seit Wochen habe ich eine 20km/400HM Strecke im Auge, aber auch diesmal sollte es nicht klappen.
Wecker auf 6:00 Uhr – erst auf der Couch versackt, dann Uhrenakku leer und letztlich auch noch den Sohn geweckt. Der Frust steckte schon tief. Glücklicherweise ergab sich noch die Chance ein paar Kilometer samt Höhenmeter in Angriff zu nehmen. Für mehr als 15,5km mit 230HM hat es allerdings nicht gereicht.
Eine ganz andere Welt – aber weder orthopädisch (Sehnen am Knie links zicken) noch muskulär (Wadenverhärtung rechts) noch hinsichtlich des Puls (kräftiger Anstieg am Anstieg) und schon gar nicht das Gefühl deutet darauf hin, das ich in einer Woche 13km mehr und dreimal so viel Höhenmeter laufen sollte.
Nun spiele ich Katz und Maus mit meinem Schweinehund. Maintal-Trail Ja oder Nein? Vielleicht? Wenn ja wie … und vor allem warum? Gerade bei so einem Lauf der einfach nur Spaß machen soll wäre es um so unnötiger, wenn genau der auf der Strecke bleibt. Aber bei einem Spaßlauf ohne Ziel ein DNS?
Vernunft gegen Unvernunft. Das schöne an so einer Entscheidung ist, das man nichts wichtiges verliert. Es geht nur um ein paar Euro die man in den Wind schreibt. Nur ohne Passion für den Sport würde man niemals in so eine Situation kommen und dank dieser Passion fällt es eben nicht so leicht nach den Prinzipien zu handeln.
Vielleicht laufe ich ja doch mit – wenn das Wetter super ist und ich vorher gut ausgeruht bin. Leute: don’t try this at home! Trainiert fleissig und bindet euch nicht solche Probleme ans Bein!
Ein Spaßlauf muss vor allem eines: Spaß machen.
Wenn Du hinfahren kannst, das Ding ohne Blick auf die Uhr laufen/gehen und dabei Spaß haben kannst, würde ich es auf jeden Fall machen. Wenn Du allerdings eher der Typ bist, der hinterher hadert, weil die Zeit nicht zufriedenstellend ist, dann würde ich es lassen. ;-)
Ich kann nicht ausschließen, nicht doch auf Pace zu laufen – aber gehadert wird eher selten. Aber für einen richtigen Spaßlauf muss tatsächlich etwas mehr passen. Immerhin habe ich über eine Stunde Anfahrt und muss Samstag Morgen um 8 Uhr schon vor Ort sein. Da würde ich doch glatt ein DNS wegen Regen (= Mega-MIMIMI) in Kauf nehmen.
Hey Daniel,
ich kann deine Zweifel verstehen. Aber ich wäre froh deine „Problemchen“ mit deiner evtl. nicht vorhandenen Form für den Trail zu haben.
Ich bin mittlerweile in der 9’ten Woche meiner erzwungenen Laufpause wegen eines Ermüdungsbruches im linken Vorfuß und ein Ende ist nicht abzusehen.
Also lass deine Mimose daheim und lauf den Trail. Dass der Trail ja nicht zu irgendeiner Bestzeit taugt das weist du ja ganz genau. Und unter die ersten 10 kommst du ja auch nicht, auch wenn du top vorbereitest wärst. Also was spricht dagegen zu starten, sich nach ein paar Kilometer sich seinen Laufpartner zu suchen der dein Niveau hat und das Ding locker aber trotzdem fordernd zu laufen?
Wie gesagt ich wäre froh an deiner Stelle zu sein. Wenn ich deine Voraussetzungen hätte (mit deinem Radtraining) würde ich den Trail auf jeden Fall laufen. Und das mit der Anfahrt und der Startzeit um 8 Uhr lass ich nicht als Aiusrede gelten –> das wusstest du ja schon bei der Anmeldung.
Also lauf das Ding und gut ist.
Gruß Alex