Als Blogger hat man grob gesprochen drei verschiedene Beiträge. Die super toll nützlichen, von denen die ganzen Leute immer sprechen, wenn sie von erfolgreichen Blogs reden. Die Beiträge die den Nutzen für den Leser haben, ganz allein nur der Leser. Yeah! Aber erfolgreich kann mich mal. Dann gibt es die Beiträge die Unterhalten, ein wenig dem Schreibling helfen und ein wenig dem Leser.
Und dann gibt es Beiträge wie diesen hier. Reine Ego-Show. Nix nützlich … nur blabla für den Blogger-Schädel. Aber zum einen darf ich das und zum anderen muss ich das auch mal machen.
Vor einiger Zeit habe ich zu diesem Thema gelesen, dass Boris Becker auch bei Niederlagen und schwierigen Situationen seine Becker Faust ballte und sich die Erfolge visualisierte. Nun bin ich kein Profi, aber visualisieren … ja, das kann ich.
Vielleicht hab ich dieses wunderbare Zauberpulver sogar in den letzten Monaten zu oft verwendet und bin deswegen die letzten Wochen mental etwas in der Sackgasse gelandet. Inzwischen kann ich sagen – alles wieder gut. Alles läuft wie es sein soll, das Ziel ist wieder aufgenommen.
Wie die Griechen hab ich mich diesen Feenstaub auch noch auf Pump bedient. Wie oft habe ich mir seit November 2014 vorgestellt, wie es sich wohl anfühlt in Berlin ins Ziel zu laufen. Jedesmal mit dem erwünschten Boost, mit Gänsehaut hab ich auf Pump Motivation aus der Zukunft abgezapft… bis sie leer war.
Was für eine blöde Strategie – auch Bumbum Boris machte sich seine bisherigen Erfolge bewusst. Und genau so funktioniert es.
Seit ich am 20.11.2014 die Mail bekommen habe, stand da der Berlin Marathon als das große Ding am Ende der Saison 2015. Was hab ich abgerissen, was hab ich gelitten, was hab ich mich gefreut, was hab ich alles erreicht seitdem. Dinge auf die ich ruhig stolz sein kann, Dinge die die Kraft hinter dem Training füttern.
In Zahlen stehen seitdem 1.776 Laufkilometer zu buche – 27tsd Höhenmeter plus noch 3.800 Radkilometer zum aufpolieren der Ausdauer.
Von einem Halbmarathonläufer mit einem Wochendurchschnitt von 35km hab ich mich hochgekämpft. Bin die ersten 30er gelaufen und habe unter härtesten Bedingungen gelitten. Akutell liege ich bei 45 im Schnitt – der Schnitt der letzten Wochen liegt deutlich über 50km. Ich laufe 35er mit Endbeschleunigung und es klappt.
Im Winter lief ich nach Dienstreisetagen harte Tempodauerläufe durch die Dunkelheit und dachte an den Berlin Marathon. Ich kämpfte mich durch den Mai, der stets mit einer Bestzeit für mich endete. Ich kämpfte mich nach den vielen Radeinheiten wieder zurück in den Plan und hielt die für mich sehr anstrengende „Sommerregeneration“ durch.
Ich lief zum ersten mal in meinem Leben mehr als 250 Monatskilometer – und trotz steigender Umfänge ist 2015 bisher das „schnellste“ Jahr über alle Einheiten. Und das obwohl ich auch kräftig für die Trails trainiert habe. Als ich die MSR gefahren bin, dachte ich am Ende – was kann mir so ein Marathon. 300km im Sattel. Als ich den ZUT gelaufen bin (und noch nicht wusste, dass die Strecke gekürzt ist) dachte ich – was kann mir so ein Marathon. Höhenmeter ohne Ende. Beides habe ich geschafft – absolut zufriedenstellend!
Die Saison lief nicht gut – nein sie lief hervorragend. Bisher ginge meine Pläne auf, so viele Dinge die nicht so ganz zusammen passen irgendwie zu kombinieren. Das gefährliche war/ist natürlich, alles fußt aufeinander. Der ZUT war für mich der Test für den Marathon – rein körperlich werde ich ihn überstehen können. Es wird nur anders – aber schlimmer sicher nicht.
Keine der anderen Bausteine ist herausgefallen – Halbmarathon Bestzeit zweimal innerhalb von 2 Wochen getoppt. Heute lief ich eine HM-Trainingseinheit 3×3000 im HMRT. Als ich die Einheit zuletzt lief, war ich deutlich langsamer – nun steht der letzte mentale Härtetest für den Berlin Marathon an.
Am Sonntag laufe ich Halbmarathon und am Ende sollte da eine Zeit stehen, die meine Zielzeit ermöglicht. Wenn das klappt, dann laufe ich die letzten 5 Wochen das Ding locker ins Ziel, trotz bunter Saisonplanung, trotz fast 2 Wochen Infektausfall in der heißen Phase.
Mental bin ich bereit! Sonntag – Nürnberger Halbmarathon – Ziel 1:3x:xx (psst … das brauch ich für mein Hirn *g*)
Auch wenn mir der Beitrag „Nichts bringt“, trotzdem nett zu lesen.
Das Einreden und Denken an Ziele hilft bei mir auch.
Nur das Gefährliche bei mir ist, dass alle mentalen Ziele aufeinander aufgebaut sind. Sollte irgendwas nicht klappen (Im Moment zickt zum Beispiel mein Knie etwas) besteht die Gefahr, dass das ganze Konstrukt wie ein Kartenhaus zusammenbricht. Davor habe ich etwas Angst.
Noch etwas zu „wada-approved“: Bei denen kommt man ja scheinbar eh mit allem durch ;-) (Leider!)
Letztlich geht es Dir wie mir. Ich hab die WK im Mai genutzt um über die Radvorbereitung zu kommen, dann den ZUT als Marathon Vorbereitung… und wenn ich ehrlich bin läutet der Berlin Marathon schon das neue Jahr ein mit meiner #ultrabekloppt Planung.
Es ist zwar schön wenn es funktioniert (Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert *g*) – aber die Gefahr ist eben da, wenn mal etwas in die Hose geht. Genau deswegen besinne ich mich aktuell auf das was ich schon geleistet habe, das kann ich nicht wegdisktutieren.
Gewonnen und verloren wird zwischen den Ohren.
Manchmal muss man sich eben wirklich mal selber vor Augen führen was man schon so alles erreicht hat. Ich hatte gestern ähnliche Gedanken als ich so vor mich hintrabte und mir das Verhältnis Puls zu Pace so gar nicht gefiel. Ich bin einfach zu langsam kam in den Sinn, andere (unter anderem du) laufen deutlich schneller bei weniger Trainingsumfang etc… Man kennt das, der virtuelle Schwanzvergleich dem alle Läufer irgendwann mal zum Opfer fallen, das leidenden Selbstwertgefühl.
Dann aber habe ich kurz darüber nachgedacht wo ich noch letztes oder vorletztes Jahr um diese Zeit stand und bin zu dem Schluss gekommen dass es doch eigentlich gar nicht so schlecht um mich steht. Hey, ich bin zwar nicht schnell, bin aber dafür das erste Mal über 100 km am Stück gelaufen und habe dabei an die 4000 HM überwunden. Ich kann über 7000 HM im Monat laufen ohne körperliche Probleme zu bekommen. Wie zum Geier soll ich bei so einem Training denn bitte auf den Unterdistanzen deutlich an Tempo gewinnen? Richtig, überhaupt nicht.
Es gibt so viele unterschiedliche Prägungen beim Laufen und das ist irgendwie auch das was ich daran so liebe. Der einzig wahre Gegner ist man selbst.
Du sagst es, Licht und Schatten liegen für den Läufer 2.0 eng zusammen. Einerseits macht es viel Spaß deutlich mehr gleichgesinnte zu treffen (also welche die auf einem ähnlichen Spinner-Niveau liegen) andererseits gibt es auch immer immer immer jemanden der noch irrere Dinge macht, noch schneller läuft, noch weiter, noch höher. Das ist eine blöde Spirale.
Wenn man das macht, was man gerne macht braucht man sich auch nicht großartig vergleichen. Gerade als Läufer kann man sich bis in alle Ewigkeit an sich selbst messen, aber so ist der Mensch eben leider nicht.