Nachdem ich meine Saison beenden musste beendet habe spricht ja nun auch nichts mehr gegen einen Rückblick. Eines vorneweg – wirklich episch zurückgeguckt wird diesmal nicht, wenn ich den vielen Eindrücken in der Saison ausreichend Aufmerksamkeit schenken wollen würde, dann müsste ich mindestens eine Trilogie daraus machen. Obwohl … passt ja, denn letztlich stand die Saison ja auch für drei große Ziele.
Neben den großen waren noch ein paar kleinere dabei. Wenn ich so in meine Planung aus dem Dezember letzten Jahres blicke, gibt es nichts zu meckern. Einen Lauf habe ich meiner Gesundheit geopfert (Obermain Halbmarathon), der andere wurde dieses Jahr nicht veranstaltet. Ansonsten eine ziemlich hohe Planerfüllung, nicht wahr?
Nun übertitele ich meinen Rückblick mit dem Allgemeinplatz „Licht & Schatten“ – nicht sonderlich innovativ, denn bereits letztes Jahr blickte ich zwiegespalten zurück. Damals hieß es noch „Hochs & Tiefs“.
Nun ist es ja mehr als natürlich, dass in so einem Zeitraum nicht nur positive Dinge liegen und gerade beim Rückblick neigt man dazu, das ein oder andere kritischer zu beleuchten als gedacht. Allerdings nehme ich das dieses Jahr mal deutlich ernster – Zwischen Licht & Schatten gibt es immer eine Grenze, die ist je nach Lichteinfall mal schärfer und mal diffuser.
Bei mir war sie dieses mal relativ scharf, auch wenn ich nicht genau verorten kann, wo der Licht zu Schatten wurde.
Angefangen hat auf jeden Fall alles mit dem Winter 2014/2015 der absolut Ausdauersportfreundlich war. Insbesondere unter dem Hintergrund, dass ich über den Winter den MSR300 Plan folgte und somit einiges an Arbeit auf dem Rad anstand. Neben einigen Serienfolgen auf Netflix konnte ich auch im Winter mein neu erworbenes MTB ausfahren und auch das Rennrad hin und wieder nach draussen lassen.
Ich kämpfte mich zu Beginn des Jahres per Lowcarb durch die Hölle und konnte innerhalb weniger Wochen Erfolge verbuchen. Mein Wunsch-Wettkampfgewicht war schnell Ende Januar erreicht, leider habe ich danach jeglichen Fokus ausgeblendet, mit dem Ergebnis, dass ich in Wirklichkeit die meiste Zeit der Saison eher bei Ziel +2kg war … hier und heute sind es Ziel +5kg.
Ansonsten bekam mir das viele Training sehr gut. Mountainbike, Rolle, Laufen. Im Januar galt es noch eine Erkältung zu überwinden, aber danach beschränkten sich die Angriffe auf meinen Körper eher in Stunden. Kaum war ein Infekt im Anflug half ein Tag Pause und viel Ruhe und schon ging es weiter. Ein weiterer Punkt für mein Rekord-Trainingsniveau 2015. Das ging bis in den Sommer hinein, als mich plötzlich wieder ein Infekt ereilte.
Wer viel trainiert kann auch viel essen. Mein Untergang, aber es hat auch Spaß gemacht. Was gab es Anfangs auch zu meckern, denn meine Traininsleistungen gaben mir recht. Sowohl am Rad als auch beim Laufen wurde ich immer Stärker. Das Training zeigte Wirkung. Der erste 100er war relativ früh im Jahr im Kasten – und hatte dazu noch einiges an Höhenmetern. Nur zwei Tage später pulverisierte ich meine 10er PB und genoß ein Wochenende in Dresden. Alle Sportträume schienen in Erfüllung zu gehen.
Ich stockte meinen Fuhrpark um ein zweites Rennrad auf und gab meinem Training noch einen Schuß mehr Motivation. Ging es zu den Eltern, dann per Rad oder zu Fuß. Auch Dienstreise hatte ich nicht mehr nur meine Laufschuhe dabei, sondern das Rennrad. 50-70km nach Feierabend waren somit sicher drin. Immerhin lief alles auf das erste große Ziel hinaus.
Der Mai verlief wie im Traum. Weltkulturerbelauf, Maisels FunRun, Sophienberglauf, Altstadtrennen und am Schluß die MSR300 – und es ging einfach so. Es war nicht leicht, aber die Bestleistungen purzelten, ich war heiß auf den nächsten Wettkampf und ich war in absoluter Bestform.
Wann es nur ging, fuhr ich mit dem Rennrad in die Arbeit. Und kurz vor dem zweiten Highlight testete ich meinen Körper und meinen Geist. Das Ergebnis – es wird hart werden, aber der Geist siegt über den Körper. Zu bedenken einer meiner Lieblingssprüche in dieser Saison – und es hat sich bewahrheitet: „Gewonnen und verloren wird zwischen den Ohren!“
Nebenbei fuhr ich noch eine knackige RTF die richtig Spaß gebracht hat um mich dann voll und ganz auf das zweite Highlight des Jahres einzulassen. Einer der Wendepunkte – vielleicht sogar der Wendepunkt zwischen Licht und Schatten.
Der Basetrail XL beim ZUT war ein Schlüsselerlebnis. So viele nette Menschen die alle nur das gleiche wollen. Einfach (in meinen Augen) ganz normale Leute. Das hat mir sehr gefallen und ich freue mich schon heute auf das was kommt und den Blödsinn den ich mit dem ein oder anderen in 2016 veranstalten möchte :-) … aber auch sonst war da ein Wendepunkt. Ich habe nach dem ZUT viel gegrübelt, was ich eigentlich möchte und was nicht. Ich hatte erstmal schwer mit meiner Motivation zu kämpfen, gab dem Drang allerdings nicht nach und sprang nach 2 Tagen Pause in die Marathon Vorbereitung.
Der Sommer war ein Traum, nichts was man wirklich haben möchte, wenn man für den erste Marathon trainiert. Viel Eis, viel Grillen, viel Bier … das Wetter… einfach traumhaft. Trotz der Hitze bin ich viel gelaufen und geradelt. Teilweise um 4:30 Uhr morgens.
Nach dem Feuerwerk im Frühling war die Luft dennoch etwas raus. Die Motivation war eingedellt, ich wollte eigentlich ständig etwas anderes, als das was im Plan stand. Davon habe ich mich auch nicht abhalten lassen. Immerhin lief ich am 1. August Morgens einen 35er in 5:48er Pace und fuhr am Tag drauf 163km mit dem Rennrad mit 2.800 Höhenmetern … und es war geil :-)
Ein paar Tage vorher hatte mich der Infekt eingeholt, natürlich kam er nach dieser Blödheit zurück … aber: ICH BEREUE NICHTS! Dafür durfte ich 1 Woche Trainingsausfall notieren.
Zu dieser Zeit laborierte ich schon an meinem Rücken-/Hüftproblem. Wie man es aber eben so macht habe ich darüber hinweg trainiert. Ach und gewettkämpft natürlich auch, denn den Nürnberger Halbmarathon konnte ich die letzten 3km nur mit Schmerzen ins Ziel laufen.
Dennoch ging es weiter, nach dem Juli auch der August wieder ein Rekordmonat, aber nur unter Einbusen. Am 29.08. lief ich meinen LaLa den ich wegen Rückenschmerzen abbrechen musste, am Tag drauf lief ich 28km zu meinen Eltern mit 540 Höhenmetern. Schmerzfrei war das nicht… nur schmerzfreier als am Vortag.
Der Umzug war Unausweichlich und markierte in Wirklichkeit das Ende meiner Saison. Im September trainierte ich kaum, die Belastung beim Umzug tat mir auch nicht besonders gut. Ich fand hier und da mal Luft für 10 oder 15km und lief noch einmal über 30km für den Kopf. Ohne den Marathon kam ich nichtmal mehr auf 100km.
In Wirklichkeit saß ich in einer Frustspirale der ich nicht mehr entkommen konnte. Das strahlende Licht des Frühjahrs war verblasst. Erst hatte ich den Zielfokus verloren, dann kam noch die Verletzung dazu und dann gab es dafür auch noch keine schnelle Heilung. Also musste es wieder der Kopf richten.
Ich habe mich tagelang mental auf Berlin fixiert, habe die Hüfte Hüfte sein lassen und mich auf das gefreut was kommen wird, ich habe Ziele begraben und wollte einfach nur dabei sein.
Was passiert ist, ist inzwischen Endurange-Geschichte. Vor lauter Endorphinen und Adrenalin sind die Pferde mit mir durchgegangen und statt 5:39 läuft man dann eben schon mal 5:08er Pace. Aber letztlich bleibt trotz dieser blöden Vorgeschichte und dem verpatzen Training der Berlin Marathon das dritte Große Ding und dieses Foto hier spricht für sich.
Bis zum jetzigen Zeitpunkt – an dem ich zurückblicke – habe ich es mir noch gar nicht wirklich bewusst gemacht, was ich diese Saison alles geleistet, alles geschafft, alles überwunden und alles erkämpft habe.
Am Ende dieser Saison stehen neue Bestzeiten über 10k und Halbmarathon – ich lief meinen ersten Alpinen Traillauf und fuhr zum ersten mal in meinem Leben 300km am Stück auf dem Rennrad. Ich lief so viele Kilometer wie noch nie zuvor, ich habe gekämpft und bin Marathon Finisher… und das alles in nur 5 Monaten. In dieser Zeit habe ich viel geernetet von dem, was ich mir vorher erarbeitet habe.
Das traurige ist nur, bei dieser Ziel- und Bestzeitinflation … es war gar nicht ausreichend Zeit, mir genau das vor Augen zu halten. In einer Umgebung von lauter irren Hobby-Ausdauerathlethen erfährt die eigene Wahrnehmung manchmal eine gefährliche Inflation. Was ich mit meinen gut 3 Jahren Lauferfahrung und noch weniger Raderfahrung als ehemals unsportlicher diese Saison bewegt habe ist ein starkes Stück. Nie hätte ich vor nicht all zu langer Zeit daran geglaubt soetwas zu finishen.
Der Ausdauersport hat mich verändert – natürlich nicht immer nur im positiven Sinn. Aber er hat mich Dinge auch anders sehen lassen. Ich fuhr mit dem Rad stundenlang durch Kälte, Regen und Gewitter. Ich lief über einen Berg und es war nur noch nass und ich Stand am Start und hatte meine Schmerzen vergessen.
Gewonnen und verloren wird zwischen den Ohren – ja, das hab ich eindrucksvoll beweisen können. Nun gilt es aber, dort zwischen den Ohren, auch etwas aufzuräumen. Ich habe genug Fehler gemacht und beim schreiben dieser Zeilen sind mir schon wieder neue aufgefallen. Der Schatten, von dem ich sprach, ist nicht nur die Verletzung. Sie ist aber ein Teil davon. Der Schatten ist auch, das all zu große Vertrauen, dass man Dinge einfach hochskalieren kann … gepaart mit der kleinkindartigen Einstellung, wenn man sich mit etwas nicht beschäftigt passiert es nicht.
Aber alles hat seinen Zweck. Die Gefahr aus dieser Saison zu viel mitzunehmen und versuchen das zu toppen … nein, besser nicht. Wie sollte ich das toppen? Womit? Noch weiter radfahren, noch länger laufen, noch schneller werden? Klar – das sind alles Ziele … aber sie müssen bedacht sein, sie müssen zusammenpassen … und – das wird 2016 ganz wichtig werden – das Ziel allein darf nicht das Ziel sein.
Ich hoffe ich konnte euch auf meinen „anderen“ Saisonrückblick mitnehmen. Licht & Schatten eben.
Daniel, Du hast eine ordentliche Saison hinter Dir und ordentlich abgeliefert. Auf der Ebene des Radsports und beim Laufen. Erhol Dich jetzt gut und drück auf Reset. Mehr Stabi usw. in das Training einzubauen ist sinnvoll und macht Dich vermutlich schneller und weniger verletzungsanfällig. 2016 wird anders werden, aber positiv anders :)
Reset ist auf jeden Fall gedrückt, was das ganze letztlich wirklich für die neue Saisonplanung bedeutet – mal sehen. Aktuell habe ich ja nicht die große Wahl. Ich kann auf dem Rollentrainer strampeln oder Krafttraining machen – dazu noch ein paar Mobilitäts-/Flexibilitätsübungen.
Wie immer (im Winter klappt das Krafttrianing gut) muss sich zeigen, dass ich das auch in die aktive Saison rüberretten kann.
Aber davon bin ich aktuell noch entfernt – wann ich wirklich wieder voll einsteige, liegt in den Sternen.
Wenn du im Oktober schon einen Jahresrückblick machst bzw. machen musst, bist du wirklich zu bedauern. Aber das wird wieder.
Stabi und Co. nehme ich mir immer vor, mache ich aber auch zu wenig. Kann nicht mal wenigsten jemand wieder eine Plan-Challange starten?
Ganz so dramatisch ist es nicht. Durch die WK-Planung und auch den Greif-Plan endet die Saison durch die Periodisierung eben auch im Oktober. Aktuell wäre im Greif Plan auch nur lockeres Laufen und zusätzlich mehr Krafttraining angesagt. Immerhin hab ich ja auch auf 12 Monate zurück geblickt.
Das es wieder wird – bestimmt – aber geduldig war ich leider noch nie.
Eine Challenge würde mich nicht motivieren – aber wenn es darum geht, gibt es aktuell vieles was man tun kann. Eine Burpee-Challenge wäre da sicher nicht verkehrt, ist ein 1A Ganzkörpertraining.
Ich lass mich aktuell von der „Bodyweight“ App quälen – da freut man sich auf jede kommende Laufeinheit ;)
Ich hab komischerweise, ganz im Gegensatz zum letzen Jahr, nach Frankfurt keinerlei Probleme. Das verleitet natürlich dazu, sich ganz und gar dem Laufen hinzugeben.
Naja, immerhin habe ich ja noch den Reha-Sport, den mir mein Doc netterweise verordnet hat. Die Holde sagt immer „Versehrtensport“ dazu – sagt alles, oder?