Um Rückblicke und Resümees habe ich mich die letzten Monate absichtlich gedrückt. Hier und da hab ich mal etwas durchblicken lassen und manchmal gab es einen Frustpost, die letzte Zeit war es aber in diese Richtung sehr ruhig.
Inzwischen sind 42 (DIE ANTWORT!!) Tage seit der Leisten-OP vergangen, nach dem Abklingen der ersten Schmerzen ging ich bald drauf spazieren, was zu Problemen im Adduktorenbereich führte. Radfahren ging recht schnell … nur kein Wiegetritt sondern lockeres gekurbel.
Das erste leichte joggen, dass der Arzt auf 14 Tage angesetzt hatte, war auch eher ernüchternd. Zwischenzeitlich zweifelte ich überhaupt an der Sinnhaftigkeit der OP, da einfach alles AUSSER der Bereich weh tat, der vorher Probleme bereitet hat.
Unter Zuhilfenahme des Leopardenbuchs ging ich dann die Problemzonen durch, zusammen mit dem was ich vom Physio letztes Jahr gelernt hatte. Die Beschwerden waren die gleichen. Also Blackroll, Dehnübungen und Mobilisierung.
Yoga fast jeden Tag
Gleichzeitig hatte ich entschlossen den #Miraclemorning516 mitzumachen, was mich dazu gebracht hat insgesamt 23x im Monat Yoga zu machen (zwischen 15 und 30 Minuten und in den verschiedensten Ausprägungen).
Inzwischen würde ich sagen, eine der Besten Entscheidungen überhaupt. Nachdem ich letztes Jahr einiges an Kraft- und Mobilitätstraining gemacht habe blieb es bei keiner abwechslungsreichen Routine. Irgendwann macht man die Übungen die man gern macht bzw. die leicht fallen. Dennoch bin ich wohl so gut stabilisiert wie noch nie.
Dennoch gefallen mir die Anreize die das Yoga setzt. Wie beim Stabitraining bringt mir das ganze stabile Bewegungen im Tag. Da ich es im Gegensatz zu den Bemühungen letztes Jahr fast täglich mache, profitiere ich davon mehr. Hin und wieder hilft es beim abschalten und manchmal ist es richtig anstrengend.
Ein Effekt den ich festgestellt habe ist, dass ich (neben dem mehr radfahren) auch bei der Radposition profitiere. In Unterlenkerposition fahren fühlt sich deutlich bequemer an und ich habe viel weniger Rückenbeschwerden beim längeren fahren. Klar habe ich auch über den Winter die Sitzposition angepasst, aber ich war ja im frühen Frühjahr auch schon einige Trainingsstunden unterwegs, da fiel es mir nicht so leicht.
Dazu kommen natürlich auch Übungen, die zu dem passen was ich eh an Mobilitätsübungen und Stretching mache. Eines ist klar, ich mache weiter.
Und der Rest vom Sport?
Auch hier gibt es Erfolgserlebnisse. Mit 46 Trainingsstunden (ohne Yoga, das logge ich nicht mit) erreiche ich den zweithöchsten jemals erzielten Trainingsumfang seit Mai 2015 (und da steckten 11h MSR300 drin).
Das ganze verteilt sich natürlich fast nur aufs Rad fahren, aber auch der Laufumfang ist so hoch wie seit September 2015 (ich erinnere, da war der Berlin Marathon) nicht mehr.
Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung, auch unter dem Gesichtspunkt, dass beim Laufen noch lange nicht alles OK ist. Aber so wie ich aktuell in der Lage bin Sport zu machen, bin ich sehr zufrieden … und das ist wichtiger als Zahlen und Fakten überhaupt.
Vor nicht all zu langer Zeit dachte ich noch, ich könne nie wieder längere Strecken beschwerdefrei laufen, jetzt „jogge“ ich wieder über die Hometrails. Ich muss nicht unbedingt 30-35km laufen, musste ich auch vor dem Marathon Training nicht. Ich hab‘ es gemacht, weil ich es konnte – nicht weil es meine Erfüllung war. Also verzichte ich jetzt auch nicht auf die reine Lebenserfüllung.
Laufen an und für sich ist es – und wenn man über die Trails schnauft und direkt hinter der Haustür Höhenmeter sammelt, geht es nicht mal mehr um irgendwelche Pace oder sonstigen Werte. Es geht darum bspw. eine Stunde laufen zu können, ohne Schmerzen einfach überall an der Hüfte. Es geht um tolle Eindrücke, um die Ruhe und auch mal ein nettes Foto. Es geht um die Geschichten die mir dabei einfallen und nicht um Wochenkilometer, Intervalltrainings und Longruns.
Das ist kein Abschied davon, das wäre der falsche Zeitpunkt, aber ich finde, man kann auch „ambitioniert“ Sport treiben ohne ständig höher, schneller oder weiter zu laufen. Es geht eben auch um den Ansatz. Und meiner ist, lieber ein vollständigerer Sportler zu sein.
Die nächste Zeit wird spannend, denn ich werde bei einem Wettkampf an den Start gehen. Beim Tiergartenlauf gilt es, mich selbst im Zaum zu halten und einfach mal locker mitzulaufen. Ich freue mich drauf andere zu treffen und ein wenig Wettkampfluft zu schnuppern. Wenn alles gut läuft werde ich vielleicht auch eine Woche später beim Mainauenlauf in Bayreuth melden. Der Rest des Trainings ist klar auf Rad am Ring und den Frankenwald Radmarathon fokussiert.
Was das Thema Laufen betrifft gibt es keine weiteren Planungen, so lange ich nicht 40 Wochenkilometer ohne beschwerden laufen kann, macht Marathontraining für Berlin für mich keinen Sinn und mein Körper meint aktuell, dass 1h Laufen mal besser das Limit sei. Also wird im Juni weiter locker gejoggt, viel Rad gefahren und ge-yoga-t … zudem werde ich etwas öfter die Kettlebell schwingen.
Es bleibt spannend.
Genau DAS ist der richtige Weg…
Klingt gut. Und nach einem Ende Deiner Leidensgeschichte.
Ich erkläre hiermit die Krise für beendet.
Schon bei den wenigen Yoga-Übungen, die ich bisher gemacht habe, hatte ich gemerkt, dass es mir gut tut. Muss da auch dringend dran bleiben.
Schön, dass es bei dir aufwärts geht. Wir sehen uns in Berlin!
Wenn man sowieso durch Ready to Run und/oder Physiobehandlung schon weiß wo die Probleme liegen und genau darauf achtet merkt man schnell die Unterschiede zwischen links und rechts – oder wo man blockiert ist.
Das schöne wenn man es regelmässig macht, man bekommt quasi ein tägliches Update über den Stand der Dinge.
Deswegen kann ich immer noch nicht mit gestreckten Beinen die Handflächen auf den Boden legen, aber immerhin die Fingerspitzen ;)
Ich drück dir die Daumen. Berlin ist nicht alles und das du jetzt schon wieder laufen kannst ist doch klasse! Ich kenne viele, bei denen 1h beschwerdefrei nicht geht. Das wird!
Ja, der Körper ist eben der Boss… Auf gute Zusammenarbeit euch zwei!
Ich bemühe mich um eine langjährige Kooperation :-)
Mein Vater hat sich kürzlich beklagt, dass er momentan für die 60 km zweieinhalb Stunden braucht. Ich sagte ihm, ich kenne bedeutend mehr Leute, die sich gar nicht vorstellen können, das überhaupt zustande zu bringen, als solche, die es belächeln würden. Der Mann ist übrigens über 70 und hat im letzten Jahr zwei heftige Operationen hinter sich gebracht. Es kommt doch immer drauf an, wo du herkommst und was für dich gerade drin ist. Damit zufrieden zu sein und sich innerhalb der eigenen Möglichkeiten immer ein bißchen fordern zu können ist die hohe Kunst, in meinen Augen.
Übertreib’s nicht, ich wünsche dir sehr, dass die Leiste hält!!
Freut mich, dass es dir besser geht – das ist ein sehr positver Post :-)